Mehr als 300 Millionen Euro Drittmittel, 430 abgeschlossene Promotionen, 23.700 Studierende: Diese Zahlen zeigen, dass das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) weiter auf Wachstumskurs ist. Im Mittelpunkt des Jahresrückblicks von KIT-Präsident Eberhard Umbach bei der Akademischen Jahresfeier standen die jüngsten Erfolge von KIT-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern, künftige Herausforderungen aber auch ein Rückblick auf die Exzellenzinitiative.
Zwar sei das Abschneiden des KIT in der Exzellenzinitiative eine große Enttäuschung gewesen, sagte KIT-Präsident Eberhard Umbach in seinem Jahresrückblick. „Wichtig ist aber, dass die Gutachter unser Zukunftskonzept ‚Advancing KIT‘ sehr gut bewerteten: KIT ist ein einmaliges und richtungsweisendes Modell – und deshalb werden wir unseren Weg auch konsequent weitergehen. Unser Ziel ist, KIT zu einem weithin sichtbaren Erfolg zu führen.“ Um für die Herausforderungen der nächsten Jahre gewappnet zu sein, habe man die Optimierung der Forschungsstrategie und der organisatorischen Strukturen sowie die Straffung der administrativen Prozesse auf den Weg gebracht.
Dass das KIT sehr gute Forschungsbedingungen biete, zeigten die jüngsten Auszeichnungen: Der Informatiker Professor Peter Sanders erhielt in diesem Jahr sowohl den renommierten und mit 2,5 Millionen Euro dotierten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft als auch den Forschungspreis des Landes Baden-Württemberg. Der mit einer Million Euro dotierte Alfried Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer ging an den Ingenieurwissenschaftler Professor Christian Koos.
Einen weiterhin positiven Trend verzeichnet das KIT bei den eingeworbenen Drittmitteln, einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren: Im Vergleich zum Vorjahr stiegen sie um mehr als 22 Millionen Euro auf nun rund 310 Millionen Euro. „Das stellt uns aber auch vor Schwierigkeiten, da diese Drittmittelförderung bei weitem nicht kostendeckend ist“, sagte Umbach. „Es ist ein struktureller Fehler, dass großer Erfolg mit großen Geldsorgen bestraft wird.“ Deshalb arbeite das KIT an einem Konzept für eine nachhaltige Finanzierung, die auch die Mittel für Personal, Energie und die anfallenden Betriebskosten einbezieht. Die anstehenden Aufgaben in Forschung und Lehre erforderten aber auch weitere Wege der Finanzierung. Um hier langfristig unabhängiger sein zu können, hat das KIT in diesem Jahr die KIT-Stiftung gegründet. Neben der Einrichtung von Stiftungslehrstühlen liegt ihr Fokus auf der intensiven Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Unterstützung von Bauprojekten.
Mit 23.700 erreicht auch die Zahl der Studierenden im laufenden Wintersemester einen neuen Höchststand. Das Niveau der vergangenen Jahre übertrifft das KIT zudem bei den Promotionen: 310 Doktoranden und 119 Doktorandinnen haben ihre Promotionen abgeschlossen. Besonders erfreulich, so Umbach, sei dabei der vergleichsweise hohe Frauenanteil von gut einem Drittel.Ein Verlust für das KIT, so der Präsident, sei dagegen der Weggang seines Amtskollegen Professor Horst Hippler gewesen, der seit April Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn ist. „Er hat als Vordenker der Fusion von Universität und Forschungszentrum Karlsruhe viel bewegt und die ersten Jahre des KIT entscheidend mitgeprägt.“
Im Grußwort der Stadt Karlsruhe betonte Oberbürgermeister Heinz Fenrich: „Die Studentinnen und Studenten, Absolventinnen und Absolventen, Aktiven des KIT, der TechnologieRegion und der Stadt sind wichtige Botschafter für die Kompetenz, Technologien und Kooperationen der Zukunft aus Karlsruhe. Sie tragen unsere Botschaft von ‚Hightech und Lebensart‘ in die Welt.“
Preisverleihungen und Ehrungen sind feste Bestandteile der Akademischen Jahresfeier. So zeichnete Professor Alexander Wanner, Chief Higher Education Officer des KIT, 17 Dozentinnen und Dozenten sowie ein Institut mit Fakultätslehrpreisen aus. Die 10.000 Euro Preisgeld pro Fakultät sind an Maßnahmen zur Förderung der Lehre gebunden. Auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses hat am KIT hohe Bedeutung: Professor Detlef Löhe, KIT-Vizepräsident für Forschung und Information, vergab an sechs junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Doktorandenpreise für herausragende Dissertationen in den KIT-Kompetenzbereichen.
Der Carl-Freudenberg-Preis 2012 ging an PD Dr. Alexander Konyukhov. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung dient der Förderung des Hochschullehrernachwuchses im naturwissenschaftlich-technischen Bereich. Konyukhov lehrt und forscht seit 2002 am Institut für Mechanik des KIT. Den Carl-Freudenberg-Preis erhält er für seine Habilitationsschrift „Geometrically Exact Theory for Contact Interactions”. Die Kontaktmechanik betrachtet speziell die Oberflächen von Körpern, die sich gegenseitig berühren. Durch Bewegung und Belastung können sich diese Körper verformen, zum Beispiel beim Zusammenstoß von Fahrzeugen. Dabei ändert sich insbesondere die Geometrie der Oberflächen der Körper. Konyukhov hat sich in seiner Arbeit mit Verfahren befasst, die es erlauben, die Geometrie deformierter Oberflächen mit beliebig hoher Qualität zu erfassen.
Der wissenschaftliche Festvortrag blickte hinter die Kulissen der Schlüsseltechnologie Terahertzstrahlung, die am Karlsruher Beschleunigerring ANKA erzeugt wird. Die Hintergründe und Ausblicke dieses neuen Werkzeuges der Lebens- und Materialwissenschaften erklärte unter dem Titel „Der lange Weg zu kurzen Pulsen“ Dr. Anke-Susanne Müller von der ANKA Synchrotronstrahlungsquelle des KIT. Terahertzstrahlung schließt die Lücke zwischen Mikrowellen und Infrarotstrahlen im elektromagnetischen Spektrum und eröffnet neue Einblicke für Biologen, Physiker, Chemiker und Ingenieure. Schwingungen von Proteinen lassen sich ebenso untersuchen wie das Verhalten von Supraleitern oder neuartigen Halbleitern. Die Grundlagenforschung an Großgeräten wie ANKA ebnet so den Weg zu neuen Erkenntnissen in der Wissenschaft. Der Vortrag berichtete von Herausforderungen, die bewältigt werden mussten, um die in ANKA umlaufenden Elektronenpakete so weit zu komprimieren, dass intensive, brillante, kohärente Terahertzstrahlung entsteht. Derzeit arbeiten Anke-Susanne Müller und ihr Team daran, die Kontrolle der Elektronenpakete zu verbessern, sodass die Terahertzstrahlung perfekt auf die Bedürfnisse der Anwender zugeschnitten werden kann.
Das Musikprogramm der Akademischen Jahresfeier gestaltete das Kammerorchester des KIT unter der Leitung von Dr. Dieter Köhnlein. Es eröffnete mit drei Stücken für Streichorchester von Erwin Schulhoff (1894–1942): Alla Valse Viennese, Alla Tango milonga, Alla Tarantella.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.