Presseinformation 026/2016

Cluster „Rückbau“ bündelt internationale Expertise

Mit dem Start des Clusters „Rückbau kerntechnischer Anlagen“ werden Kompetenzen von fünf Partnern aus drei Ländern gebündelt und die Fachkräfteausbildung gestärkt
Roboter messen selbstständig die radioaktive Belastung von Oberflächen in Kraftwerken und dekontaminieren diese autonom. (Foto: KIT)
Roboter messen selbstständig die radioaktive Belastung von Oberflächen in Kraftwerken und dekontaminieren diese autonom. (Foto: KIT)

Rund ein Drittel der derzeit 145 aktiven Kernkraftwerke in Europa erreicht im Jahre 2025 ihr reguläres Laufzeitende. Der sichere Rückbau und die sichere Entsorgung stellen große Herausforderungen an Industrie, Wissenschaft und Gesellschaft dar. Hier gilt es, in Deutschland und Europa eine Kompetenz für den Rückbau kerntechnischer Anlagen aufzubauen und Fachkräfte für dieses Arbeitsfeld aus- und weiterzubilden. Zu diesem Ziel haben sich nun fünf führende Institute zum Cluster „Rückbau kerntechnischer Anlagen“ zusammengeschlossen.

 

„Mit dem Abschalten von Kernkraftwerken fängt die Arbeit erst an. Die Verantwortlichen in Industrie, Politik und Öffentlichkeit finden für diese Aufgabe nun dank des Clusters zentral die passenden wissenschaftlichen Ansprechpartner“, freut sich Prof. Oliver Kraft, Vizepräsident für Forschung am KIT. „Außerdem bilden wir hier dauerhaft die Ingenieure aus, die wir für den sicheren Rückbau noch viele Jahre brauchen werden.“

 

„In Baden-Württemberg sind es neben Akteuren aus der Wirtschaft gerade auch die Hochschulen, die einschlägiges Knowhow für den sicheren Rückbau kerntechnischer Anlagen besitzen und entwickeln. Mit dem Cluster wird bestehende Expertise gebündelt, werden Kompetenzen ergänzt und für die Anwendung am konkreten Rückbau von Anlagen nutzbar gemacht“, sagt Ministerialdirektorin Simone Schwanitz, Amtschefin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg während der Kick-off-Veranstaltung.

 

„Der komplette Rückbau kerntechnischer Anlagen stellt für alle Betreiber und Behörden ein überaus komplexes Problem mit unzähligen Randbedingungen und Variablen dar“, erklärt Dr. Thomas Walter Tromm vom KIT, Programmsprecher Nukleare Entsorgung, Sicherheit und Strahlenforschung. „Das Thema Rückbau kerntechnischer Anlagen umfasst eine Vielzahl von Aspekten, zu denen wir nun die führenden Kompetenzträger im Cluster versammelt haben.“

 

Das Cluster „Rückbau kerntechnischer Anlagen“ wird Rückbaustrategien vor dem Hintergrund der gesetzlich vorgeschriebenen Rahmenbedingungen und auf wissenschaftlicher Grundlage entwickeln. Dazu gehört es etwa auch, das Rückbaumanagement und die anzuwendenden Rückbautechnologien zu optimieren. Dekontaminations- und Konditionierungstechnologien sowie Schutzmaßnahmen für Beschäftigte, Bevölkerung und Natur vor radiologischen Expositionen werden weiterentwickelt. Nicht zuletzt soll auch die angemessene Beteiligung und Information der Öffentlichkeit in das Rückbaumanagement eingebunden werden.

 

Als informeller Arbeitskreis wollen die Partner des Clusters ihre Aktivitäten in Forschung, Lehre und Ausbildung abstimmen und bündeln, Kooperationen mit Behörden, Industrie und Wissenschaft stärken, Kompetenzerhalt unterstützen, berufsständige Entwicklungen begleiten sowie in internationalen Gremien zu Rückbaustandards mitwirken. In der Außendarstellung, etwa gegenüber Industrie und Studierenden, auf Messen und in Fachzeitschriften, will man partnerschaftlich auftreten.

 

Gründungsmitglieder des Clusters sind das Karlsruher Institut für Technologie, die Duale Hochschule Baden-Württemberg mit dem Standort Karlsruhe, die Universität Stuttgart mit dem Institut für Kern- und Energietechnik und der Materialprüfungsanstalt Stuttgart, das Paul Scherrer Institut in der Schweiz sowie das Institut für Transurane (Karlsruhe) und das Institute for Reference Materials and Measurements (Belgien) der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission.

 

Mehr Informationen zu einigen Partnern des Clusters:

Bereits seit 2008 forschen und lehren Wissenschaftler des KIT zum Rückbau kerntechnischer Anlagen. Sie entwickeln Technologien zur Dekontamination sowie zum Freimessen von Oberflächen. Verfahren zum Trennen massiver Stahlbetonbauteile werden auf ihre Anwendbarkeit in kerntechnischen Anlagen untersucht. Im Bereich der Optimierung des Managements liegt der Fokus auf den betriebsinternen Abläufen, wie etwa der Genehmigungsplanung und der Optimierung des Projektmanagements. Einige innovative Neuentwicklungen im Bereich der Verfahren und Techniken führten bereits zu erfolgreichen Praxisanwendungen.

 

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Karlsruhe bietet den Bachelor-Studiengang Sicherheitswesen mit den Studienrichtungen Strahlenschutz, Arbeitssicherheit und Umwelttechnik an. Das naturwissenschaftlich-technische Studium hat die Qualifikation zum Strahlenschutz- oder Sicherheitsingenieur zum Ziel. Neben Zusatzqualifikationen wie Strahlenschutzbeauftragter oder Fachkraft für Arbeitssicherheit wird ein Vertiefungsstudium „Rückbau und Entsorgung“ mit studienintegrierten Praxisphasen in DHBW Partnerunternehmen angeboten, welche bereits im Rückbau kerntechnischer Anlagen tätig sind.

 

Die Forscher des Joint Research Centre - Institut für Transurane (JRC-ITU) der Europäischen Kommission entwickeln und betreiben eine breite Palette modernster wissenschaftlicher Messmethoden und Einrichtungen für den Schutz des europäischen Bürgers vor den mit der Handhabung und Lagerung hochradioaktiver Materialien verbundenen Gefahren.

 

Details zum Lehrstuhl Rückbau am KIT: https://www.tmb.kit.edu/941.php

Details zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

 

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

kes, 19.02.2016
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