In Berlin, Paris und Tokio waren sie Kohlendioxid und Methan bereits auf der Spur: Klimaforscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben ein mobiles Instrument entwickelt, mit dem sie Quellen von Treibhausgasen lokal ausmachen können. Künftig sollen ihre Daten dabei helfen, Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels zu entwickeln und Emissionen gezielt zu senken. Ihr Verfahren stellen sie am 7. und 8. Juni bei der „Woche der Umwelt“ des Bundespräsidenten und der Deutschen Stiftung Umwelt im Berliner Schloss Bellevue vor.
Die Forscher des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) entwickelten das tragbare Instrument, ein Fourierspektrometer, in Zusammenarbeit mit der Ettlinger Bruker Optik GmbH. „Mit diesem Fourierspektrometer messen wir den Gasgehalt nicht lokal, sondern indirekt über die Sonneneinstrahlung: Denn Treibhausgase behindern den Transport von Wärmestrahlung in der Atmosphäre, anhand derer das Gerät die Gaskonzentrationen mit bisher unerreichter Genauigkeit ermitteln kann“, erläutert Frank Hase vom IMK. Die Messungen ermöglichen so auch Aussagen über die Quellen und Senken von Treibhausgasen. Unter Treibhausgassenken versteht man Ökosysteme die mehr Treibhausgas aufnehmen, als sie abgeben.
Im Jahr 2014 haben die Forscher ihr Verfahren in Berlin erstmals erfolgreich eingesetzt: mit fünf um die Stadt verteilten Spektrometern konnten sie sowohl die erhöhten Werte in der Abluftfahne der Stadt als auch die Hintergrundkonzentration messen, also die Menge an Treibhausgasen, die sich in der umgebenden Luft bereits angesammelt haben. Aus den Differenzen haben die Forscher die tatsächlichen Emissionsstärken von Kohlendioxid und Methan ermittelt. Im vergangenen Jahr folgten Messungen in Paris und vor kurzem auch in Tokio. Künftig könnten solche Daten dabei helfen, Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels zu entwickeln und Emissionen gezielt zu senken.
Mit ihrem Verfahren konnten die Forscher außerdem im US-Bundestaat Colorado durch Fracking freigesetztes Methan nachweisen. Die Konzentrationen von Kohlendioxid und Methan in Abhängigkeit von der geografischen Breite untersuchten die Wissenschaftler unter Federführung von André Butz auf dem deutschen Forschungsschiff Polarstern auf einer Fahrt von Kapstadt nach Bremerhaven. Der so entstandene Datensatz ermöglicht es, die Modellierung der globalen Verteilung von Treibhausgasen weiter zu verbessern.
Die Woche der Umwelt findet bereits zum fünften Mal seit 2002 im Park des Berliner Amtssitzes des Bundespräsidenten statt. In diesem Jahr stellen 190 Teams aus ganz Deutschland ihre Projekte zum Umweltschutz vor, mehr als 600 Teams hatten sich beworben. Neben der Ausstellung bietet die Veranstaltung ein Vortrags- und Diskussionsprogramm, unter anderem mit Spitzenvertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft.
Weitere Informationen: www.woche-der-umwelt.de
Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt: http://www.klima-umwelt.kit.edu
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.