Presseinformation 046/2017

Pflanzen mit passgenau kombinierten Eigenschaften

Der Europäische Forschungsrat hat Holger Puchta zum zweiten Mal für die Förderung mit einem Advanced Grant für Forschung mit molekularen Scheren ausgewählt
Professor Holger Puchta erhält seinen zweiten ERC Advanced Grant. (Foto: Manu-el Balzer, KIT)
Professor Holger Puchta erhält seinen zweiten ERC Advanced Grant. (Foto: Manu-el Balzer, KIT)

Der Molekularbiologe Professor Holger Puchta vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erhält vom Europäischen Forschungsrat zum zweiten Mal in Folge den renommierten ERC Advanced Grant für seine Forschung zum Einsatz molekularer Scheren bei Pflanzen: Im nun geförderten Projekt CRISBREED untersucht er, wie sich mehrere molekulare Scheren – sogenannte CRISPR/Cas-Systeme – gleichzeitig anwenden lassen, um genetische Information passgenau zu verändern und bestimmte Eigenschaften in Kulturpflanzen neu zu kombinieren. 

 

Bei CRISPR/Cas handelt es sich um eine einfach zu handhabende molekulare Schere, mit der sich verschiedene präzise Veränderungen der DNA (Desoxyribonukleinsäure), des Trägers der genetischen Information, vornehmen lassen. So ist es möglich, Gene schnell und genau auszuschalten oder zu verändern. Die Pflanzen, die durch dieses sogenannte Genom Editing entstehen, enthalten letztendlich keine fremde DNA und sind wissenschaftlich nicht von den Pflanzen zu unterscheiden, die ihre Eigenschaften durch natürliche Vererbung erhalten haben. Deshalb sind genom-editierte Pflanzen auch nicht mit klassisch gentechnisch veränderten Organismen (GVO) gleichzusetzen. 

 

Professor Holger Puchta, Inhaber des Lehrstuhls Molekularbiologie und Biochemie am Botanischen Institut des KIT, gilt als Pionier des Genom Editing: Er zeigte schon vor über 20 Jahren als weltweit erster Wissenschaftler, dass sich durch den Einsatz der molekularen Scheren das Genom von Pflanzen gezielt verändern lässt. In seinem ersten mit einem ERC Advanced Grant geförderten Projekt etablierte Puchta verschiedene Anwendungen der damals gerade entdeckten CRISPR/Cas-Technologie für einzelne Genveränderungen bei Pflanzen. Das neue Projekt „Multidimensional CRISPR/Cas mediated engineering of plant breeding”, kurz CRISBREED, befasst sich darauf aufbauend mit der gleichzeitigen Anwendung mehrerer CRISPR/Cas-Systeme. „Jetzt wird es für uns besonders spannend: Nachdem wir nun wissen, dass wir die CRISPR/Cas-Technologie ganz hervorragend für einfachere Veränderungen einsetzen können, ist es nun unser Ziel, komplexere Veränderungen in Pflanzengenomen zu erreichen. So sollten wir in die Lage kommen, Eigenschaften zu kombinieren, die für Züchter zwar besonders interessant sind, sich aber mit klassischer Kreuzung nicht erreichen lassen“, erklärt Holger Puchta. „Bei Getreidepflanzen beispielsweise ist die Hälfte des Genoms für klassische Zuchtmethoden gar nicht zugänglich.“ 

 

CRISBREED greift auf den in der Natur vorhandenen Genpool der betreffenden Pflanzenarten zurück, der viele vielfältige genetische Informationen zum Überleben unter verschiedensten Bedingungen enthält – beipielsweise zur Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge, Krankheiten und extreme klimatische Bedingungen. Holger Puchta und sein Team am Botanischen Institut des KIT arbeiten daran, Vererbung von einem ungerichteten Vorgang in einen gerichteten zu verwandeln und so unter anderem für die Landwirtschaft interessante Eigenschaften von wilden Artverwandten auf Kulturpflanzen zu übertragen. 

 

Die aktuelle Auszeichnung für Professor Holger Puchta ist einer von zwei ERC Advanced Grants, die für die Ausschreibungsrunde 2016 an das KIT gehen.

 

Bislang haben 13 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT Grants des ERC eingeworben – darunter acht Starting Grants, zwei Consolidator Grants sowie drei Advanced Grants. 

 

ERC Advanced Grants 

 

Mit Advanced Grants fördert der Europäische Forschungsrat (European Research Council – ERC) wegweisende Projekte etablierter Forscher, die in den vergangenen zehn Jahren herausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht haben. Sie erhalten für ihre Projekte jeweils bis zu 2,5 Millionen Euro für einen Zeitraum bis zu fünf Jahren. Wie die Ausschreibung 2016 zeigt, herrscht um die Förderung ein intensiver Wettbewerb: Ingesamt gingen rund 2.400 Anträge von hoher Qualität ein; 231 Projekte wurden für einen Advanced Grant ausgewählt. Das entspricht einer Förderquote von 9,6 Prozent. 

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

or, 07.04.2017
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