Einen doppelten Grund zur Freude hatten die Vertreter des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bei der gestrigen Verleihung des Umwelttechnikpreises Baden-Württemberg 2017. Umweltminister Franz Untersteller ehrt auch zwei Projekte, an denen das KIT beteiligt war, mit je einem Preis. SOLINK verbindet Photovoltaik und Solarthermie zu einem effizienten Tandemkollektor. Das Spin-off INERATEC des KIT entwickelt chemische Kompaktreaktoren, um nachhaltige Chemikalien und Kraftstoffe herzustellen.
„Am KIT schlagen wir mit unserer Innovationstätigkeit die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung“, erklärt Professor Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation und Internationales am KIT. „Wir wollen innovativ sein – zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Der Umwelttechnikpreis an zwei Technologien, die wir maßgeblich vorangetrieben haben, bestärkt uns darin.“
Der 1. Preis des Umwelttechnikpreises Baden-Württemberg 2017 in der Kategorie „Energieeffizienz“ wird für die photovoltaisch-thermische Versorgungseinheit SOLINK verliehen. Der Tandem-Kollektor vereint Photovoltaik und Solarthermie mit einem Luft-Wärmetauscher zu einer Versorgungseinheit für Wärmepumpen. Während auf der Oberseite des neuartigen Kollektors die Photovoltaik Strom produziert, wird thermische Energie für Wärmepumpen auf der Unterseite gewonnen. Die sogenannten PVT-Kollektoren lassen sich montagefreundlich elektrisch und thermisch über ein Stecksystem verbinden und nutzen die gleiche Dachfläche somit gleich zweimal. Die Markteinführung durch den Industriepartner Consolar Solare Energiesysteme GmbH ist für 2018 geplant.
Das Konzept baut auf mehrjährigen durch den Bund und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt geförderten Voruntersuchungen auf, die in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie geleistet wurden. Andreas Wagner vom Fachgebiet Bauphysik und Technischer Ausbau des KIT hat im Projekt SOLINK die Energiegewinnung der PVT-Kollektoren mittels Computersimulationen optimiert und dazu verschiedene Konfigurationen von Modulgrößen, Wärmefluss und Lastverschiebung verglichen. Daneben haben er und sein Team die Wirtschaftlichkeit auf Vollkostenbasis berechnet. Ebenfalls eingebunden war Bodo Ruck, Leiter der Arbeitsgruppe Gebäude- und Umweltaerodynamik am KIT, zu Fragen der Luftströmungen, die für die Wärmeübertragung im System relevant sind.
Mehr Information:
https://fbta.ieb.kit.edu/182_830.php
Den 3. Preis in der Kategorie „Emissionsminderung, Aufbereitung und Abtrennung“ gewinnt die INERATEC GmbH, ein Spin off des KIT. Es entwickelt und vertreibt mikrostrukturierte, chemische Kompaktanlagen zur dezentralen Umwandlung von Treibhausgasen in Chemikalien und synthetische Kraftstoffe. Mikrosystemanlagen sind ein vielversprechender Trend, prozesstechnische Verfahren energie- und materialeffizient zu gestalten. Bei dem vorgestellten Verfahren werden synthetische Kraftstoffe nach der Fischer-Tropsch-Synthese hergestellt. Mit der Kompaktanlage entfallen aufwendige Komponenten, An- und Abfahren der Anlage erfolgt erheblich schneller und ein Abfackeln überschüssiger Prozessgase entfällt. Die Technologie von INERATEC wird derzeit auch in Finnland eingesetzt, um aus Sonnenenergie gewonnenen Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid aus der Luft in flüssige Treibstoffe umzusetzen.
Mehr Information:
http://www.kit.edu/kit/pi_2016_156_power-to-liquid-erste-kompaktanlage-im-pilotbetrieb.php
Über den Umwelttechnikpreis:
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg vergibt alle zwei Jahre den Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg. Der Preis soll für hervorragende und innovative Produkte und Verfahren in der Umwelttechnik verliehen werden. Im Unterschied zum Umweltpreis, den das Ministerium seit 1993 vergibt, liegt die Zielrichtung des Umwelttechnikpreises auf einem Produkt oder Verfahren und dessen besonderen umwelttechnischen Leistungsfähigkeiten und nicht auf unternehmensinternen Prozessen. Das Preisgeld beträgt 100.000 Euro und wird auf vier Kategorien und einen Sonderpreis der Jury verteilt. Die Kategorien gliedern sich in „Energieeffizienz“, „Materialeffizienz“, „Emissionsminderung, Aufbereitung und Abtrennung“ und „Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Industrie 4.0“.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.