Für die zukünftige Mobilität sind umweltfreundliche, vernetzte und automatisierte Lösungen gefragt. Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Hochschule Karlsruhe (HKA) entwickeln Technologien unter anderem für intelligente nachhaltige Verkehrssysteme, Elektromobilität und autonomes Fahren. Bei einem Besuch haben sich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Wissenschaftsministerin Petra Olschowski und Verkehrsminister Winfried Hermann heute (12. Januar 2024) vor Ort über aktuelle Forschungsprojekte informiert. Im Fokus stand der InnovationsCampus Mobilität der Zukunft (ICM), in dem das KIT und die Universität Stuttgart – gefördert durch das Land – an zukunftsfähigen Mobilitäts- und Produktionslösungen arbeiten. Außerdem stellte sich das Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität (BWIM) vor, das als unabhängiger Think- und Do-Tank zur aktiven Gestaltung der Mobilitätswende in Baden-Württemberg beiträgt.
Fotos von der Veranstaltung finden Sie in diesem Album
„Die Automobilbranche erlebt gerade den größten Umbruch in ihrer Geschichte. Damit sie auch in Zukunft eine unserer Schlüsselbranchen und ein bedeutender Innovationstreiber bleibt, haben wir in Baden-Württemberg schon vor einigen Jahren den Strategiedialog Automobilwirtschaft als erfolgreichen Schulterschluss zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik initiiert. Ein wesentlicher Baustein dabei ist der InnovationsCampus Mobilität der Zukunft, der ins Leben gerufen wurde, um gemeinsam schnell und flexibel neue Technologien entwickeln zu können. Dass dies gelungen ist, zeigen die heute vorgestellten Forschungsprojekte. Ich bin beeindruckt, was das KIT, die Universität Stuttgart, die Hochschule Karlsruhe sowie alle beteiligten Akteure bisher in kurzer Zeit erreicht haben“, sagte Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg.
„Unser InnovationsCampus Mobilität der Zukunft und das Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität belegen eindrucksvoll die Forschungsvielfalt im Land – von emissionsfreien Antriebssystemen über eine nachhaltige Verkehrsinfrastruktur bis zu neuen Produktionstechnologien. Als Transformations- und Innovationsland brauchen wir genau das: Ein interdisziplinäres Umfeld, in dem etablierte sowie junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam an nachhaltigen Technologien arbeiten – im Schulterschluss zwischen Grundlagenforschung und Praxis. Deshalb unterstützen wir diese Zukunftsforschung zur Mobilität nach Kräften. Allein unseren InnovationsCampus haben wir als Land seit 2019 mit über 65 Millionen Euro gefördert“, so Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
„Um die Mobilitätswende erfolgreich zu meistern, ist eine enge Zusammenarbeit mit der Wissenschaft unerlässlich. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität (BWIM), in das mehrere Hochschulen im Südwesten eingebunden sind. Zu den Aktivitäten des BWIM zählen unter anderem Informations- und Qualifizierungsmaßnahmen für Verantwortliche auf kommunaler Ebene, beratende Stellungnahmen und Entwicklung von ÖPNV-Konzepten sowie die Evaluation von Mobilitätspakten. Das dezentrale und interdisziplinäre wissenschaftliche Netzwerk unterstützt und begleitet Themen der Verkehrs- und Mobilitätswende in der Hochschulausbildung, in der Weiterbildung sowie in der Praxis vor Ort. Das BWIM ist ein erfolgreicher Think- und Do-Tank“, sagte Winfried Hermann, Minister für Verkehr Baden-Württemberg.
„Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Verstädterung erfordern für die Mobilität der Zukunft einen radikalen Wandel. Diesen befördern wir am KIT mit exzellenter Forschung und wegweisenden Technologieentwicklungen in der Mobilitätsforschung. In Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart gestalten wir zusätzlich neue Mobilitätskonzepte für eine nachhaltige Verkehrs- und Mobilitätswende“, sagte Professor Oliver Kraft, in Vertretung des Präsidenten des KIT.
„Die Entwicklung innovativer Mobilitätskonzepte ist einer unserer vier zentralen Forschungsschwerpunkte an der Hochschule Karlsruhe“, so Rektor Professor Frank Artinger von der Hochschule Karlsruhe, „und die Themen Klimawandel bzw. Klimaneutralität finden sich in all unseren Wissenschafts- und Lehrfeldern. Wir möchten damit an der HKA Beiträge zur C02-Reduzierung und Einhaltung der nationalen Klimaziele leisten. Die Gestaltung innovativer Konzepte für die künftige Mobilität von Menschen und Waren – insbesondere am hochschulübergreifenden Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität BWIM – wird einen großen Einfluss auf unsere Lebensqualität haben, in Städten und Ballungsgebieten, aber auch im ländlichen Raum.“
„Mit dem ICM können wir schnell und flexibel neue Technologien entwickeln, erproben und die Basis für sichere und nachhaltige Mobilitätslösungen schaffen. Mit den Partnern aus Forschung und Industrie treiben wir die Innovationen für eine zukunftsfähige Mobilität und Produktion erheblich an“, so Professor Thomas Hirth, Vizepräsident Transfer und Internationales des KIT.
„Die gemeinsame Initiative der Universität Stuttgart und des KIT markiert einen Meilenstein für eine nachhaltige Innovationslandschaft. Sie schafft eine Plattform, um die Herausforderungen unserer Zeit durch den Austausch von Fachwissen und Ideen zu bewältigen und eine lebendige Innovationskultur zu fördern“, sagte
Professor Peter Middendorf, Prorektor für Wissens- und Technologietransfer der Universität Stuttgart.
Projekte und Demonstratoren von E-Motoren bis Batterierecycling
Den ICM stellten beim Besuch der Landesregierung dessen Geschäftsführende Dr. Sandra Kauffmann-Weiß vom KIT und Dr. Max Hoßfeld von der Universität Stuttgart vor. Forschende des ICM präsentierten zudem Projekte und Demonstratoren, insbesondere zur nachhaltigen Produktion von E-Motoren, vor. Ein Beispiel ist der fahrbereite Elektroauto-Demonstrator „eVee“: In ihn bauen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neuartige E-Motoren ohne Seltene Erden ein, die sie eigens entwickelt haben. Das Konzept entspricht einem flexibel einsetzbaren Leichtfahrzeug, das zum Beispiel als Teil einer autonomen Carsharing-Flotte zur nachhaltigen und vernetzten Mobilität beiträgt. Als modulare Testplattform dient das Fahrzeug der Erprobung von Hard- und Softwarekomponenten. Des Weiteren stellten die Forschenden des ICM Industrietransferprojekte vor, beispielsweise zu Möglichkeiten durch die Digitalisierung im Energiemanagement und zum Recycling von Batterien.
Der InnovationsCampus Mobilität der Zukunft
Wie wir mobil bleiben und dabei die natürliche Regenerationsfähigkeit der Erde beachten – dieser Frage gehen die Forschenden der Universität Stuttgart und des KIT und weiteren Partnern gemeinsam im ICM nach. Seit 2019 arbeiten dort über 300 Forschende an neuen Lösungen für die Verkehrs- und Mobilitätswende. Wichtige Forschungsthemen sind hierbei neue Ansätze für Elektromotoren ohne Seltene Erden, ressourcenschonende Fertigungsverfahren und selbstlernende Software-Systeme für Fahrzeuge. Ziel des ICM ist es, standort- und disziplinenübergreifend neue, bahnbrechende Technologien für eine nachhaltige und effiziente Mobilität und Produktion von morgen hervorzubringen sowie deren Transfer in die Industrie zu fördern. Gleichzeitig ist es dem ICM ein wichtiges Anliegen, exzellente Nachwuchsforschende zu gewinnen und Gründungen aus der Wissenschaft zu unterstützen. Der ICM ist eine der größten Initiativen zur Mobilität und Produktion der Zukunft in Deutschland und wird durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg – als einer der Schwerpunkte im „Strategiedialog Automobilwirtschaft“ des Landes – seit 2019 mit über 65 Millionen Euro gefördert.
Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität
„Mobilitätskompetenzen fördern und vernetzen, interdisziplinär und hochschulübergreifend Strategien entwickeln und forschen, Verwaltung und Politik beraten und die Zukunft der Mobilität für alle erlebbar machen: Dafür steht das Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität mit seinen Teams an den Hochschulen Karlsruhe, Biberach, Nürtingen-Geislingen, Offenburg und der Universität Konstanz“, veranschaulichte der stellvertretende BWIM-Sprecher Professor Markus Stöckner und präsentierte gemeinsam mit jungen Forschenden der Hochschule Karlsruhe einige aktuelle Projekte.
So werden am BWIM unter anderem der Einsatz von Lastenrädern für den Warentransport von Logistik- und Handelsunternehmen erprobt, nachhaltiges Asset-Management der Verkehrsinfrastruktur entwickelt sowie die Nutzungsmotive des Nahverkehrs oder die Wirksamkeit des Deutschlandtickets auf das Verkehrsverhalten der Menschen untersucht. Eine Virtual-Reality-Simulation – installiert auf einem mobilen Truck – soll lokale Mobilitätsszenarien direkt vor Ort interaktiv erlebbar machen. Ebenso wie temporäre Raum- und Verkehrsexperimente in baden-württembergischen Kleinstädten, die im Frühling 2024 in Weil der Stadt und Sulz am Neckar starten werden.
Verbundprojekt move.mORe
Das Verbundprojekt „Nachhaltige Mobilität in der Oberrheinregion – move.mORe“ der Hochschulen Karlsruhe und Offenburg verfolgt das Ziel, Lösungen für die nachhaltige Mobilität von Menschen und Waren und zur Energiewende in der Region Oberrhein – vor allem im ländlichen Raum – zu erarbeiten und regionalspezifisch zu implementieren. Der Fokus liegt auf der Verkürzung oder Vermeidung von Wegen zur Arbeit oder zur täglichen Versorgung sowie auf der Nutzung effizienter und emissionsfreier Mobilität wie Fußverkehr, E-Bikes, ÖPNV oder Sharing-Angebote. Bei der Umsetzung wird vor allem auf die Partizipation der Beteiligten und den gesellschaftlichen Dialog gesetzt. Die bedarfsgerechte Energieversorgung mit lokal zur Verfügung stehenden regenerativen Energien für die Mobilität von Personen und Waren stehen ebenso im Mittelpunkt wie multimodale regionale Logistikkonzepte für den Gütertransport und digitale Dienste für die Benutzer.
Ausführliche Bildunterschrift:
Über die Forschung zu nachhaltiger und effizienter Mobilität und Produktion von morgen informierte sich die baden-württembergische Landesregierung in Karlsruhe. V. l. n. r.: Prof. Nejila Parspour, Direktorin des Instituts für Elektrische Energiewandlung, Universität Stuttgart; Prof. Thomas Hirth, Vizepräsident Transfer und Internationales des KIT; Wissenschaftsministerin Petra Olschowski; Verkehrsminister Winfried Hermann; Ministerpräsident Winfried Kretschmann; Prof. Oliver Kraft, in Vertretung des Präsidenten des KIT; Prof. Rose Marie Beck, designierte Rektorin der Hochschule Karlsruhe; Prof. Frank Artinger, Rektor der Hochschule Karlsruhe; Prof. Tobias Düser, Institut für Produktentwicklung, KIT. (Foto: Markus Breig, KIT)
Die Hochschule Karlsruhe (Die HKA) ist nicht nur eine der größten und forschungsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Mit ihrem breiten Fächerspektrum aus den Ingenieurwissenschaften, der Informatik, den Wirtschaftswissenschaften und der Gestaltung ist sie in der Lage, Lehre, Forschung und Weiterbildung auf eine breite Wissensbasis zu stellen. Vom fachübergreifenden Austausch und dem interdisziplinären Arbeiten profitieren Studierende, Lehrende, Forschende, aber auch Kooperationspartner und Auftraggeber. Leitthemen, an denen sie ihr Handeln ausrichtet, stellen die Digitalisierung, die Nachhaltigkeit sowie das Miteinander dar.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.