Der Biologe Jochen Wittbrodt beschäftigt sich in seiner Forschungsarbeit mit Fragen der molekularen Zell- und Entwicklungsbiologie, der Stammzellbiologie sowie interdisziplinären Ansätzen in der Computational Biology und in der modernen Mikroskopie. Den mit rund 250.000 Euro dotierten Preis erhält der Direktor des Instituts für Toxikologie und Genetik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Gründungsdirektor des Centre for Organismal Studies (COS) an der Universität Heidelberg für seine Arbeit zur Entwicklung der Netzhaut von Wirbeltieren. Die Preisverleihung findet am 1. Juli in Heidelberg statt.
Der Lautenschläger-Forschungspreis ehrt Professor Jochen Wittbrod als einen „weltweit herausragenden Forscher mit wissenschaftlicher Exzellenz und Originalität“, betont der Preisstifter und Ehrensenator der Universität Heidelberg, Dr. h.c. Manfred Lautenschläger.
In seinen Forschungsarbeiten untersucht Professor Jochen Wittbrodt Fragen, die von der frühen Embryonalentwicklung bis zur Regeneration von Augenstrukturen reichen. Ein Schwerpunkt ist dabei die Augenentstehung von Knochenfischen, also die genetischen Mechanismen der Entwicklung, das lebenslange Wachstum sowie die regenerativen Eigenschaften. An dem Modell-Organismus des Medaka-Fisches, einem japanischen Süßwasserfisch, hat Wittbrodt bereits für den Prozess der Augenentstehung bedeutende Gene identifiziert. Dabei entdeckte der Wissenschaftler, dass Zellen im Fisch-Embryo früh zur Augenbildung programmiert werden und dann an den Ort wandern, an dem sie sich zu Organen ausbilden. Wittbrodt belegt mit diesem Ergebnis die Bedeutung wandernder Stammzellen für die Entstehung von Organen.
Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre an Spitzenforscher der Universität Heidelberg sowie ihrer wissenschaftlichen Kooperationspartner vergeben. Stifter des Preises ist der Ehrensenator der Universität Heidelberg Dr. h.c. Manfred Lautenschläger.
Zur Person
Jochen Wittbrodt, geboren 1961, studierte Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach seiner Promotion am Genzentrum in München arbeitete und forschte er am Biozentrum der Universität Basel. Zwischen 1995 und 1998 entwickelte er als Nachwuchsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen molekulare und zellbiologische Werkzeuge, die anschließend zu spektakulären Arbeiten am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) führten. Nach seiner Habilitation an der Technischen Universität Braunschweig war Jochen Wittbrodt von 1999 an am EMBL tätig. Seit 2007 forscht er als Direktor des Instituts für Toxikologie und Genetik am KIT und am Institut für Zoologie der Universität Heidelberg, das im Jahr 2010 im neu etablierten Centre for Organismal Studies (COS) mit Professor Wittbrodt als Gründungsdirektor aufgegangen ist.
Der Wissenschaftler hat für seine Arbeiten bereits in der Vergangenheit namhafte Preise und Ehrungen erhalten.
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