Neue Energieträger erschließen und nachhaltige Energien zwischenspeichern sind zwei große Herausforderungen der Energiewende. Auf seinem Stand auf der Messe ACHEMA (9.2 D67) stellt das KIT vom 15. bis 19. Juni 2015 in Frankfurt die neusten Verfahren dazu vor. Mit ihnen lassen sich Stroh und Algen als Rohstoffe für Kraftstoffe nutzen, energiereiches Gas besser nutzen oder Batterie-Elektroden schneller herstellen.
Bioliq: Hochwertige Kraftstoffe aus Restbiomasse
Der bioliq-Prozess (Biomass to Liquid) berücksichtigt, dass Stroh und andere biogene Reststoffe räumlich weit verteilt anfallen und einen niedrigen Energiegehalt aufweisen, und ermöglicht dennoch eine wirtschaftliche großtechnische Produktion. Zunächst wird die trockene Restbiomasse dezentral durch Schnellpyrolyse in eine rohölartige Substanz von hoher Energiedichte umgewandelt. Diese Substanz, der sogenannte Biosyncrude, lässt sich wirtschaftlich über große Strecken transportieren und zentral zu maßgeschneiderte Kraftstoffe oder chemische Grundprodukte weiterverarbeiten. Eine industrienahe Pilotanlage in Karlsruhe produziert bereits Benzin von hoher Qualität – umweltfreundlich und voll kompatibel zu herkömmlichem Benzin. Der Output beträgt rund eine Tonne Kraftstoff pro Tag. Da der bioliq-Prozess auf Stroh und andere biogene Reststoffe zurückgreift, die keine zusätzlichen Anbauflächen beanspruchen, konkurriert er nicht mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion. Am Stand wird das komplette vierstufige bioliq-Verfahren erklärt.
Weitere Informationen:
www.kit.edu/kit/pi_2014_15980.php
Horizontale Bioreaktoren für Mikroalgen
Mikroalgen sind attraktive Quellen für Tierfutter, Nahrungsmittel und Biokraftstoffe der dritten Generation. Sie ermöglichen die Produktion unterschiedlicher Verbindungen wie Kohlenhydrate, Lipide und Proteine und können in Süß-, Salz- oder auch Abwasser kultiviert werden. Für ein kostengünstiges und energiearmes Algenwachstum sind die Entwicklung neuer Photobioreaktoren und die Optimierung bestehender Prozessführungsstrategien erforderlich. Am KIT wurden dazu horizontale Photobioreaktoren mit transparenter Zickzack-Struktur entwickelt und patentiert. Sie zeichnen sich durch geringe Materialkosten, niedrige Begasungsenergie und hohe Lichtverdünnung aus. Die Oberflächenstruktur und die geringe Schichtdicke gewährleisten eine homogene Lichtverteilung sowie ein hohes Verhältnis von Oberflächen zu Volumen. Lichtstrahlen, welche unter flachem Winkel auftreffen, werden zudem auf gegenüberliegende Flächen reflektiert. Infolgedessen vergrößert sich die Lichtausnutzung. Der funktionstüchtige Prototyp des Bioreaktors wird am Stand des KIT präsentiert und erlaubt detaillierte Einblicke in die Entwicklung.
Weitere Informationen:
bvt.blt.kit.edu/mitarbeiter_bvt_682.php
Schlitzdüsen beschichten Lithium-Ionen-Batterie-Elektroden
Rund 40 Prozent der Kosten einer Lithium-Ionen-Batterie entfallen auf den Herstellungsprozess, insbesondere die Elektrodenproduktion, bei der Pasten auf Trägerfolien beschichtet werden. Zu den besten Batterie-Eigenschaften führt eine Beschichtung mit Unterbrechungen, intermittierende Beschichtung genannt, die allerdings bislang nur eine Prozessgeschwindigkeit von ca. 25-30 Meter pro Minute erlaubt. Ein neues nun patentiertes Verfahren des KIT erlaubt Geschwindigkeiten um 100 Meter pro Minute, die zu relevanter Kostenersparnis in der Batterieproduktion führen kann. Im „Coating & Printing Lab“ am KIT wurde im Pilotmaßstab gezeigt, dass mit dieser neuen Schlitzdüsen-Technologie, die mit wenigen beweglichen Teilen auskommt, zugleich hervorragende Schichtqualitäten mit scharfen Start- und Stoppkanten, sowie sauberen Zwischenräumen realisiert werden können. Auf dem Stand des KIT werden Experten die Grundlagen des neuen Verfahrens anhand einer ausgestellten Schlitzdüse erläutern.
Weitere Informationen:
www.kit.edu/kit/pi_2014_15826.php
Edelkraftstoffe aus dem Hightech-Container
Das Ziel der KIT-Ausgründung Ineratec ist es, schlüsselfertige, containerbasierte Kompaktanlagen für die dezentrale Umwandlung von Erd- und Biogas in speicherfähige Wertprodukte zu konzipieren, zu bauen und zu vertreiben. Abhängig von der Quelle des Gases können so annähernd Treibhausgas-neutrale high-performance Kraftstoffe bis hin zu wertvollen chemischen Ausgangsprodukten hergestellt werden. Durch den dezentralen Ansatz können diese Wertprodukte bedarfsgerecht produziert und die vorhandenen Rohstoffe noch effizienter genutzt werden. Grundlage ist heute die Miniaturisierung der Fischer-Tropsch-Synthese dank kompakter mikrostrukturierter, chemischer Reaktoren. Die mobilen Containeranlagen könnten direkt an Biogasanlagen oder Gasförderanlagen eingesetzt werden und erhöhen so die Wertschöpfung. Am Stand des KIT stellen die Ineratec-Gründer die Technologie vor.
Mehr Informationen:
www.vdi-nachrichten.com/Technik-Finanzen/Edelkraftstoffe-Hightech-Container
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.