Kinder und Jugendliche stark machen

Leopoldina fordert Fokus auf Selbstregulierung im deutschen Bildungssystem – Sportwissenschaftler des KIT Mitautor der Stellungnahme
Alexander Woll Patrick Langer, KIT
Der Sportwissenschaftler Alexander Woll vom KIT erforscht, wie sich körperliche Aktivität auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auswirkt.

Kinder und Jugendliche sind heute stärker psychisch belastet als je zuvor dokumentiert: Seit der Pandemie haben Angststörungen, Depressionen, Schulschwierigkeiten und Zukunftsängste im Kindesalter zugenommen. Das zeigen unter anderem Daten des Verbundprojekts „Motorik-Modul-Studie (MoMo)“, das Professor Alexander Woll vom Institut für Sport und Sportwissenschaft des KIT leitet. Er hat als Autor an einer Stellungnahme mitgewirkt, in der die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina eine Stärkung junger Menschen fordert. Demnach soll die Fähigkeit zur Selbstregulation gezielt in Schulen und Kindertageseinrichtungen gefördert und als Leitperspektive im deutschen Bildungssystem verankert werden. 

Bewegung als Schlüssel zur seelischen Gesundheit

„Kinder und Jugendliche sind heute durch grundlegende Veränderungen ihrer Lebenswelt stark gefordert“, sagt Woll, der als einziger Sportwissenschaftler an der Stellungnahme beteiligt war. Eine bessere Selbstregulation könne sie befähigen, persönliche Ziele zu erreichen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Neben Kompetenzen wie dem Umgang mit Emotionen oder sozialen Konflikten sei körperliche Aktivität grundlegend. „Gesundheitliche Probleme, aber auch psychische Beeinträchtigungen hängen vor allem im Kindes- und Jugendalter eng mit mangelnder körperlicher Aktivität zusammen“, so Woll. Es sei wissenschaftlich belegt, dass körperorientierte Förderstrategien die Selbstregulation und Stressresilienz bei Kindern und Jugendlichen unterstützen. 

Zu wenig körperliche Aktivität

Die MoMo-Studie erhebt Daten zur Gesundheit und sportlich-körperlichen Aktivität bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland über einen Zeitraum von 18 Jahren. „Unsere aktuellen Ergebnisse zeigen, dass nur 17 Prozent der Jungen und 13 Prozent der Mädchen zwischen 6 und 17 Jahren die Bewegungsempfehlung der WHO von einer Stunde moderater bis intensiver körperlicher Aktivität täglich erreichen“, sagt der Sportwissenschaftler. Die MoMo-Studie ist ein gemeinsames Projekt des KIT, der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, der Universität Konstanz und der Humboldt-Universität zu Berlin.

aka, 24.09.2024