Klima schützen mit Second-Life auf dem Bau

Forschende des KIT und Partner veröffentlichen Leitfaden zur nachhaltigen Wiederverwendung von Bauteilen
Untersuchung eines Holzbalkens Matthias Frese, KIT
Forschende überprüfen tragende Holzbalken aus einem Abbruch am KIT auf ihre Tauglichkeit zur Wiederverwendung.

Bei einem Gebäudeabriss werden Holzbauteile üblicherweise der Verbrennung zugeführt und Stahl wird unter hohem Energieeinsatz eingeschmolzen und zu neuen Bauteilen recycelt. Ob es auch nachhaltiger geht und wie die Organisation einer systematischen Wiederverwendung hochwertiger Bauteile aussehen könnte, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit Partnern von der Technischen Universität München (TUM) untersucht. Ihr Abschlussbericht enthält auch einen Leitfaden für Behörden und Bauwirtschaft.

Zweite Chance für Stahlträger und Holzbalken

„Um Ressourcen zu schonen und den Energieverbrauch im Sinne des Klimaschutzes zu senken, sollte Wertschöpfung möglichst lange erhalten bleiben“, sagt Professor Thomas Ummenhofer von der Versuchsanstalt für Stahl, Holz und Steine (VAKA) am KIT. „Dazu gehört der Second-Life-Ansatz im Bauwesen. Auch Stahlträger und Holzbalken lassen sich häufig wiederverwenden.“ Dafür sei allerdings ein grundsätzliches Umdenken im Bauwesen notwendig, ergänzt Professor Philipp Dietsch, ebenfalls von der VAKA des KIT: „Statt mit der Abrisskugel muss der Rückbau behutsam, planvoll und strategisch erfolgen. Bisher fehlt den Abbruchunternehmen dafür oft das richtige Werkzeug.“ Auch Architektur und Bauingenieurwesen stünden in der Pflicht, etwas zu ändern, etwa indem sie bereits bei der Planung von Neubauten verfügbare Second-Life-Bauteile berücksichtigen.

Die größten Hemmnisse sehen die Forschenden in der Frage der Haftung. „Bei tragenden Bauteilen stellt das Baurecht hohe Anforderungen und der ursprüngliche Hersteller kann nicht für Mängel herangezogen werden“, sagt Dietsch. Eine Lösung könnten neue Geschäftsmodelle sein, bei denen Unternehmen Bauteile über einen baurechtlich abgesicherten Weg für die Wiederverwendung anbieten. Ähnlich wie beim Wiederverkauf von elektronischen Geräten könnten sie nach Prüfung und Reparatur eine Gewährleistung übernehmen.

mhe, 25.02.2025