Klimaforschung: Winterstürme besser verstehen
Winterstürme, wie zuletzt „Eowyn“, der in Irland und Großbritannien Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 Stundenkilometern erreichte, verursachen in Europa jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe. Um die Prozesse, die zu den hohen Geschwindigkeiten führen, besser zu verstehen, bereitet das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gemeinsam mit anderen deutschen und internationalen Forschungseinrichtungen sowie Wetterdiensten die Messkampagne „North Atlantic Waveguide, Dry Intrusion and Downstream Impact Campaign“ (NAWDIC) vor, die Anfang 2026 über dem Nordatlantik stattfinden soll.
Koordinierte Flüge ermöglichen flächendeckende Erfassung
„Die kleinskaligen physikalischen Prozesse, die zu den höchsten Windgeschwindigkeiten führen, sind derzeit noch nicht vollständig verstanden, geschweige denn in Wettervorhersagemodellen explizit abgebildet. Zuverlässige Warnungen vor Extremwettern erfordern jedoch präzise Vorhersagen“, begründet Dr. Julian Quinting vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung Troposphärenforschung (IMKTRO) des KIT die Notwendigkeit der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Messkampagne. „Zudem spielen sich die für unser Wetter entscheidenden Prozesse in abgelegenen Regionen über dem Nordatlantik ab, wo es bislang nur wenige operationelle Beobachtungen gibt“, ergänzt Dr. Annika Oertel vom IMKTRO.
Mit der mobilen Beobachtungsplattform KITcube, dem deutschen Forschungsflugzeug HALO, einem französischen und einem Flugzeug der Technischen Universität Braunschweig wollen die Forschenden hochaufgelöste Informationen über Wind, Feuchte, Temperatur, Bewölkung und atmosphärische Spurengase sammeln. „Wir planen koordinierte Flüge durch die Tiefdruckgebiete über dem Nordatlantik. Diese Wettersysteme werden dabei erstmalig ganzheitlich, lückenlos und in hoher räumlicher Auflösung erfasst“, so Quinting. Die Daten sollen helfen, Extremwettersituationen besser zu verstehen und langfristig in der Wettervorhersage abzubilden.
Über HALO
Das Forschungsflugzeug HALO (High Altitude and Long Range Research Aircraft) ist eine Gemeinschaftsinitiative deutscher Umwelt- und Klimaforschungseinrichtungen. Gefördert wird HALO durch Zuwendungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), der Leibniz-Gemeinschaft, des Freistaates Bayern, des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des Forschungszentrums Jülich (FZJ) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR ist zugleich Eigner und Betreiber des Flugzeugs.
swi, 19.02.2025