Plattentektonik: Entstehungsgeschichte der Karibik
Ob starke Erdbeben oder Vulkanausbrüche – die Karibik ist immer wieder Schauplatz verheerender Naturkatastrophen, die durch Verschiebungen der Erdplatten ausgelöst werden. Wie sich die Karibik tektonisch entwickelt hat, hat ein Team internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Beteiligung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) untersucht. Ihre Ergebnisse haben sie nun in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.
„Die karibische Platte wird von drei weiteren Erdplatten eingerahmt. So kommt es dort zu vermehrten seismischen Aktivitäten. Dennoch ist man sich bis heute nicht einig, wie und wann die Karibik entstanden ist“, sagt Andreas Rietbrock, Leiter des Geophysikalischen Instituts (GPI) des KIT. In dem Projekt VoiLA – Volatiles in the Lesser Antilles analysierten die Geophysiker des GPI Daten modernster Meeresboden-Seismometer und erstellten so ein tomographisches Abbild des oberen Erdmantels bis in etwa 700 Kilometern Tiefe.
In Kombination mit einer Rekonstruktion der globalen tektonischen Plattenbewegungen der letzten 120 Millionen Jahre, ausgewertet zusammen mit den Partnern am Imperial College London, konnten sie dieses Abbild interpretieren: „Die Tomographie zeigt unter dem heutigen karibischen Ozean abgesunkene tektonische Platten“, so Benedikt Braszus, Masterstudent der Geophysik am KIT und Erstautor der Studie. „Durch die Plattenrekonstruktion können wir den Ort und Zeitpunkt bestimmen, an dem die Platten in das Erdinnere abgesunken sind und somit die Bewegungen der an die Karibik angrenzenden Plattenränder in den vergangenen 100 Millionen Jahren nachvollziehen.“ Dies ermögliche im nächsten Schritt die bisher detaillierteste und umfassendste Beschreibung der Entstehungsgeschichte der Karibik.
swi, 13.07.2021