Atmosphärenforschung: Eiswolken wärmen die Arktis
Je nach Sonnenstand, Tageszeit und Eigenschaften wirken dünne hohe Zirruswolken in der Arktis überwiegend wärmend. Zirruswolken sind Eiswolken, die in großer Höhe auftreten. Sie entstehen natürlich oder auch durch von Menschen beeinflusste Prozesse, zum Beispiel aus den Kondensstreifen von Flugzeugen. Bislang gibt es kaum direkte Zirren-Messungen in hohen Breiten, und Klimamodelle berücksichtigen sie unzureichend. Aktuell untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Forschungsflugzeug HALO, wie arktische Eiswolken zur Erwärmung der Region beitragen und wie sich der Luftverkehr im stark beflogenen Mitteleuropa darauf auswirkt. An der Kampagne CIRRUS-HL ist auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beteiligt.
„Vom KIT sind zwei Messinstrumente mit an Bord. Mit diesen messen wir die Wolkenpartikel und die mikrophysikalischen und kurzwelligen optischen Eigenschaften von Eiskristallen“, sagt Emma Järvinen vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung – Department Atmosphärische Aerosol Forschung des KIT. „Unser Ziel ist, die Strahlungseigenschaften von natürlichen arktischen Zirren zu verstehen. Uns interessiert außerdem, wie sich die Strahlungseigenschaften der von Menschen verursachten Kondensstreifen-Zirren von natürlichen unterscheiden. Dafür haben wir sogar ein eigenes Messinstrument hier am KIT entwickelt.“ Die Forscherinnen und Forscher der an CIRRUS-HL beteiligten Institute untersuchen auch, zu welcher Tageszeit die Kondensstreifen-Zirren möglichst wenig wärmen und ob sie sich in bestimmten Wettersituationen vermeiden lassen. Dies könnte künftig zu einer klimafreundlichen Flugplanung beitragen.
swi, 27.07.2021