Wer bei einer Wahl seine Stimme abgibt, muss darauf vertrauen, dass sie von der Wahlmaschine auch tatsächlich korrekt gezählt wird. Einen Beleg dafür gibt es bisher nicht. Den Beweis für die hundertprozentig korrekte Stimmzählung liefert Bingo Voting, ein neues Wahlverfahren, das am Europäischen Institut für Systemsicherheit (EISS) des KIT entwickelt wurde. Bingo Voting ist derart überzeugend, dass das Forscherteam um Dr. Jörn Müller-Quade jetzt mit Deutschen IT-Sicherheitspreis der Horst-Görtz-Stiftung ausgezeichnet wurde.
Der erste Platz des IT-Sicherheitspreises, der mit 100 000 Euro dotiert ist, kam für das Team überraschend. „Wir haben uns beworben, weil wir von Bingo Voting total begeistert waren“, sagt Müller-Quade, der das Wahlverfahren bereits bei den Studienparlamentswahlen im Frühjahr in Karlsruhe erprobt hat. „Dass wir gewinnen – damit haben wir nicht gerechnet.“
Bingo Voting ermöglicht es dem Wähler, nach Stimmabgabe an einem Wahlcomputer auf einem ausgedruckten Beleg zu überprüfen, ob seine Stimme korrekt gezählt wurde. Dabei kann dieser Beleg, der in der Wahlkabine ausgegeben wird, nur vom Wähler selbst auf ihren Inhalt hin gelesen werden. Herzstück des Wahlverfahrens ist dabei ein Zufallsgenerator, der wirksamer gegen Manipulation geschützt werden kann als ein Computer. „Alles entspricht einem normalen Wahlvorgang und der Wähler wird nicht durch die Sicherheitsmechanismen irritiert“, erklärt Müller-Quade. Wer sich nicht für den Beweis der korrekten Stimmzählung interessiert, kann ihn einfach ignorieren. „Die Gewissheit, dass die eigene Stimme auch wirklich korrekt gezählt wird, stärkt das Vertrauen der Menschen in die Demokratie“, sagt Dr. Jörn Müller-Quade, der Bingo Voting gemeinsam mit fünf Wissenschaftlern in zweijähriger Arbeit entwickelt hat.
Das Preisgeld will das Forscherteam für die Weiterentwicklung von Bingo Voting bis hin zur Marktfähigkeit einsetzen.
Im Karlsruher Institut für Technologie (KIT) schließen sich das Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft und die Universität Karlsruhe zusammen. Damit wird eine Einrichtung international herausragender Forschung und Lehre in den Natur- und Ingenieurwissenschaften aufgebaut. Im KIT arbeiten insgesamt 8000 Beschäftigte mit einem jährlichen Budget von 700 Millionen Euro. Das KIT baut auf das Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.
Die Karlsruher Einrichtung ist ein führendes europäisches Energieforschungszentrum und spielt in den Nanowissenschaften eine weltweit sichtbare Rolle. KIT setzt neue Maßstäbe in der Lehre und Nachwuchsförderung und zieht Spitzenwissenschaftler aus aller Welt an. Zudem ist das KIT ein führender Innovationspartner für die Wirtschaft.
ivo/lg, 27.10.2008