Wissen in Netzen lässt sich nur effizient nutzen, wenn Automatismen es schnell und sinnvoll verknüpfen. So lautet das Credo der Forscher, die sich vom 26. bis 30. Oktober zur 7th International Semantic Web Conference (ISWC2008) im Kongresszentrum Karlsruhe treffen. Wissenschaftler am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und am Forschungszentrum Informatik (FZI) mit ihren Wirtschaftspartnern veranstalten die Tagung. Sie sind maßgeblich an einer aktuellen Anwendung semantischer Technologien beteiligt: dem City Wiki Karlsruhe.
Was die Wissenschaftler vorhaben, erklärt Professor Rudi Studer vom Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren (AIFB), der Präsident der Semantic Web Science Association (SWSA): „Wir wollen Informations- und Kommunikationssystemen beibringen, Inhalte und Sinnzusammenhänge zu verstehen." Manuell könnten die weltweit über verschiedene Quellen und in diversen Formaten zugänglichen Informationen nicht mehr befriedigend ausgewertet werden. Daher wollen die Forscher die Netze befähigen, die Bedeutung von Daten zu interpretieren und so das Wissen vernünftig zu verbinden. Erst dann, so Studer, können sie „die Menschen in einer immer komplexeren Welt aktiv unterstützen“. Denn wenn der Sinnzusammenhang für die Maschine erschließbar sei, habe sie im Gegensatz zum Menschen keine Probleme mit der Menge und Verschachtelung von Zusammenhängen.
Zu den wichtigsten Entwicklungen der Forschungsgruppen von Rudi Studer gehört die semantische Erweiterung von Mediawiki – einer Software, mit der man Wikis betreibt, Textsysteme, in denen Nutzer nicht nur lesen, sondern auch selbst etwas eintragen können. Bekanntestes Beispiel ist Wikipedia. Semantic Mediawiki setzt nun darauf, dass die Benutzer bereits bei der Eingabe von Information diese in einen größeren Sinnzusammenhang platzieren, indem ihre Eingaben mit Metadaten verknüpft werden. Diese Metadaten werden wie Karteikarten oder Etiketten an den Eintrag angeheftet.
Eine Gruppe am AIFB unterstützt den Aufbau des City Wiki Karlsruhe, eines geplanten Internetportals für die Region Karlsruhe. Betreiber des Portals ist der gemeinnützige Bildungsverein Region Karlsruhe e. V., der auch das Karlsruher Stadtwiki auf den Weg gebracht hat. Während der ISWC startet das Portal, auf dem freie Autoren Inhalte vernetzen und Informationen hinzufügen. Es basiert auf der Technik der Online-Enzyklopädie Wikipedia - das AIFB hat ein Werkzeug beigesteuert, das die Inhalte interpretiert. Neben der Ausweitung auf Einträge in englischer, französischer und eventuell auch weiterer Sprachen sei dies die entscheidende Weiterentwicklung, sagt Wilhelm Bühler vom Bildungsverein: „Für die Autoren wird die Arbeit deutlich einfacher“. Wenn sie zum Beispiel im Beitrag über Markgraf Karl Wilhelm das Geburtsdatum korrigieren, das auch im Beitrag über sein Geburtsjahr vorkommt, ändert das System das Datum dort selbst. „Die Verknüpfungen bekommen eine Bedeutung“, sagt Bühler.
Mit solchen praxistauglichen Standards und Methoden befasst sich die ISWC 2008. So geht Ramesh Jain, Unternehmer, Forscher, Ausbilder und zurzeit Professor für Information & Computer Sciences an der University of California, Irvine, auf Beispiele semantischer Lösungen für das Management von Multimediaformaten ein. John Giannandrea, Mitbegründer des Unternehmens Metaweb Technologies, das mit Freebase eine semantische Datenbank auf den Markt gebracht hat, stellt den Ansatz seines Unternehmens vor und zeigt, wie sich Informationen, die zu einem Objekt in verschiedenen Informationsquellen vorhanden sind, so eindeutig verknüpfen lassen, dass sie in einer Antwort erscheinen.
Im Karlsruher Institut für Technologie (KIT) schließen sich das Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft und die Universität Karlsruhe zusammen. Damit wird eine Einrichtung international herausragender Forschung und Lehre in den Natur- und Ingenieurwissenschaften aufgebaut. Im KIT arbeiten insgesamt 8000 Beschäftigte mit einem jährlichen Budget von 700 Millionen Euro. Das KIT baut auf das Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.
Die Karlsruher Einrichtung ist ein führendes europäisches Energieforschungszentrum und spielt in den Nanowissenschaften eine weltweit sichtbare Rolle. KIT setzt neue Maßstäbe in der Lehre und Nachwuchsförderung und zieht Spitzenwissenschaftler aus aller Welt an. Zudem ist das KIT ein führender Innovationspartner für die Wirtschaft.