„Erschöpfte Schöpfung? Charles Darwin und seine Wirkung“ – so ist das Colloquium Fundamentale am KIT im Sommersemester 2009 überschrieben. In der vom ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale veranstalteten Vortragsreihe dreht sich diesmal alles um Charles Darwins Evolutionslehre, die wie kaum eine andere Theorie unser Weltbild verändert hat. Zum Auftakt am 7. Mai spricht Professor Ulrich Kutschera von der Universität Kassel zum Thema „Tatsache Evolution. Was Darwin nicht wissen konnte“ (Beginn 18.00 Uhr, Universitätsgelände, Engesser-Hörsaal, Geb. 10.81, Otto-Ammann-Platz 1, 1. OG). Der Eintritt ist frei.
„Darwinismus“, „Sozialdarwinismus“, „kulturelle Evolution“ – auch gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Phänomene werden oftmals evolutionär gedeutet. Dies erfordert eine kritische Auseinandersetzung mit dem Erklärungspotenzialund dem Begriffsapparat der Evolutionstheorie. Inwiefern wird Darwins Lehre missverstanden oder gar missbraucht? Erfasst sie auch menschliches Moralverhalten? Fragen wie diese werden aufgeworfen, wenn die KIT-Vortragsreihe Colloquium Fundamentale – zum 200. Geburtstag des großen englischen Naturforschers Charles Darwin – den Wirkungen der Evolutionstheorie in Naturwissenschaft, Soziologie, Theologie, Kulturwissenschaft und Ethik nachgeht.
Zum Auftakt am kommenden Donnerstag, den 7. Mai wird sich Prof. Dr. Ulrich Kutschera mit Darwins Hauptwerk „On the Origin of Species“ (1859) beschäftigen. Dabei wird er darlegen, welche der fünf Darwinschen Hypothesen zum Artenwandel empirisch bestätigt und von der heutigen Biologie als Tatsache akzeptiert worden ist. Zugleich geht er der Frage nach, welche Rolle der Zufall in der Evolutionsgeschichte spielt, warum altruistisches Verhalten nicht im Widerspruch zu Darwins Selektionsprinzip steht und warum es in der Natur kein intelligentes Design gibt. Darüber hinaus wird Kutschera eine eigene Evolutionstheorie vorstellen, die über Darwin hinausweist, ohne dessen Grundprinzipien zu widersprechen. – Ulrich Kutschera hat seit 1993 den Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie an der Universität Kassel inne. Außerdem lehrt er an der Carnegie Institution for Science der Stanford University. Von 2004 bis 2007 war er Vizepräsident des Verbands Deutscher Biologen, seit 2002 ist er Vorsitzender der AG Evolutionsbiologie.
Das vom ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale veranstaltete Colloquium Fundamentale ist eine der zentralen Vortragsreihen des KIT. Es wird in jedem Semester veranstaltet und stellt ein interdisziplinäres Thema in Form von Vorträgen, Streitgesprächen und Podiumsdiskussionen in den Mittelpunkt. Das Colloquium Fundamentale richtet sich an Studierende und KIT-Mitarbeiter sowie an die interessierte Öffentlichkeit. Jeweils im Sommersemester steht ein Forschungsbereich und seine Wechselwirkung mit der Gesellschaft auf dem Programm. Im Wintersemester wird ein Thema von gesellschaftspolitischer Relevanz fokussiert.
Die Vortragstermine im Überblick
7.5. Tatsache Evolution. Was Darwin nicht wissen konnte
Prof. Dr. Ulrich Kutschera
Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie, Universität Kassel und Carnegie Institution for Science, Stanford University (USA), Vorsitzender der AG Evolutionsbiologie, Verband Deutscher Biologen
14.5. Darwinistische Perspektiven der sozial-kulturellen Evolution
Prof. Dr. Dr. Peter Meyer
Professor für Soziologie, Universität Augsburg
28.5. Charles Darwins Menschenbild – Evolution und Aufklärung
Prof. Dr. Eve-Marie Engels
Lehrstuhl für Ethik in den Biowissenschaften, Fakultät für Biologie, Eberhard Karls Universität Tübingen
18.6. Darwinismus: Mit und gegen Darwin
Prof. Dr. Franz Wuketits
Professor für Wissenschaftstheorie (Schwerpunkt Biowissenschaften), Universität Wien, stellvertretender Vorsitzender des Konrad Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung, Altenberg
2.7. Streitgespräch: Evolution contra Kreationismus
Prof. Dr. Dittmar Graf
Professor für Biologie und Didaktik der Biologie, Universität Dortmund
Prof. Dr. phil. Gereon Wolters
Professor für Philosophie und Geschichte der Wissenschaften (insbesondere der biologischen Wissenschaften), Universität Konstanz
9.7. Podiumsdiskussion: Darwins Wirkung zwischen Wissenschaft und Mythos
Dr. Sabine Paul
Molekular- und Evolutionsbiologin, Mitglied im Darwin-Jahr Komitee
Christopher Schrader
Wissenschaftsredakteur bei der Süddeutschen Zeitung, Textchef für das Magazin SZ-Wissen
Prof. Dr. Eckart Voland
Philosophie der Biowissenschaften, Zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaften, Universität Gießen
Im Karlsruher Institut für Technologie (KIT) schließen sich das Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft und die Universität Karlsruhe zusammen. Damit wird eine Einrichtung international herausragender Forschung und Lehre in den Natur- und Ingenieurwissenschaften aufgebaut. Im KIT arbeiten insgesamt 8000 Beschäftigte mit einem jährlichen Budget von 700 Millionen Euro. Das KIT baut auf das Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.
Die Karlsruher Einrichtung ist ein führendes europäisches Energieforschungszentrum und spielt in den Nanowissenschaften eine weltweit sichtbare Rolle. KIT setzt neue Maßstäbe in der Lehre und Nachwuchsförderung und zieht Spitzenwissenschaftler aus aller Welt an. Zudem ist das KIT ein führender Innovationspartner für die Wirtschaft.