Einen offenen Zugang zu Maschinen und Know-how in der Mikro- und Nanotechnologie für Nutzer aus Wissenschaft und Wirtschaft bietet EUMINAfab. Die am KIT koordinierte europäische Wissenschaftsinfrastruktur nimmt heute ihre Arbeit auf: Zehn führende Einrichtungen aus Forschung und Industrie in acht EU-Staaten stellen insgesamt 36 High-Tech-Anlagen und das entsprechende Wissen ihrer Experten zur Verfügung. Der Zugang ist für die Nutzer unentgeltlich, sofern sie einer Veröffentlichung der Forschungsergebnisse zustimmen.
Mikro- und Nanotechnologie, zwei sich ergänzende Disziplinen der Miniaturisierung in Wissenschaft und Technik, erlauben völlig neuartige Materialien, Effekte und Funktionalitäten. Daher kommt ihnen eine Schlüsselrolle für Innovationen in vielen Bereichen zu. EUMINAfab, die erste europäische virtuelle Wissenschaftsinfrastruktur in der Mikro- und Nanotechnologie, eröffnet Forschern und Entwicklern neue Wege, um eine Vielzahl von Funktionsmaterialien zu untersuchen und zu bearbeiten. Die den Nutzern von EUMINAfab zugänglichen 36 Hochtechnologie-Installationen von zehn Einrichtungen in acht europäischen Ländern entsprechen einem Investitionsvolumen von mehr als 200 Millionen Euro. Dazu kommt die entsprechende wissenschaftliche Expertise. Am heutigen 1. September 2009 startet die erste Bekanntmachung zur Einreichung von Projektvorschlägen unter www.euminafab.eu.
Die Koordination von EUMINAfab ist am KIT im Programm „NANOMICRO: Science, Technology, Systems“ angesiedelt. „Mit unserem umfassenden Portfolio an Miniaturisierungstechnologien wollen wir unseren Nutzern zielgerichtet mikro- und nanotechnologische Lösungen für ihre Probleme und Entwicklungswünsche vermitteln und spezifische Wettbewerbsvorteile für die industrielle Umsetzung, aber auch innerhalb der Wissenschaftslandschaft realisieren“, erklärt EUMINAfab Projektkoordinator Matthias Kautt.
„EUMINAfab“ steht für „European Infrastructure for Micro- and Nano-Fabrication and -Characterisation“. Das Spektrum der Möglichkeiten reicht vom praktischen Zugang zu den einzelnen Maschinen mit der Möglichkeit, aufstrebende Technologien unter selbst gewählten Bedingungen zu testen und zu evaluieren, bis hin zur Erarbeitung abgestimmter technologischer Lösungen und maßgeschneiderter Prozessketten. Schwerpunktbereiche sind Mikro-Nano-Strukturierung, Dünnschichtabscheidung, Abformung und Charakterisierung.
Interessierte Forscher und Entwickler können ihren Projektvorschlag online unter www.euminafab.eu übermitteln. Nach einer unabhängigen Prüfung der technischen Machbarkeit, wissenschaftlichen Relevanz und Originalität des Vorschlags erhalten sie Zugang zu EUMINAfab. Die Europäische Kommission fördert das Projekt im Siebten EU-Forschungsrahmenprogramm bis zum Jahr 2013 mit bis zu sechs Millionen Euro, unter anderem für die Nutzung oder den anteiligen Betrieb der Anlagen sowie die Reisekosten der Nutzer. Sind die Prüfungskriterien erfüllt und die Forscher bereit, die Ergebnisse ihrer Arbeiten zu veröffentlichen, ist der Zugang zur EUMINAfab Infrastruktur für sie kostenfrei. Auch für nichtöffentliche, proprietäre Forschung bietet EUMINAfab ein Höchstmaß an Kompetenz und Vertraulichkeit bei voller Erstattung der Kosten durch den Nutzer.
Die Europäische Kommission verspricht sich durch die Förderung einen erleichterten Zugang europäischer Interessenten aus Wissenschaft und Wirtschaft zu aufstrebenden Technologien mit dem Ziel, diese frühzeitig in Produkte und Wettbewerbsvorteile umzusetzen. Dabei unterstützt die Kommission ausschließlich den grenzüberschreitenden, das heißt transnationalen Zugang zu den Installationen und Prozessen von EUMINAfab.
Im Lauf des Projekts streben die Partner eine bessere Vergleich- und Verknüpfbarkeit von aufstrebenden Technologien an, was eine Beschleunigung von Entwicklungsprozessen um bis zu 30 Prozent verspricht. Damit führt EUMINAfab auch durch die enge Kooperation mit seinen Nutzern zu einem verbesserten Verständnis von Technologien, besonders durch Vergleichsuntersuchungen und Technologiebewertungen.
Das EUMINAfab-Konsortium besteht aus den folgenden Partnern: Cardiff University, Großbritannien; Centro Ricerche FIAT S.C.p.A., Italien; Commissariat à l’Energie Atomique, Frankreich; Forschungszentrum Karlsruhe GmbH/Karlsruhe Institute of Technology (Koordination), Deutschland; Fraunhofer Gesellschaft, Deutschland; Fundación TEKNIKER, Spanien; IMS Nanofabrication AG, Österreich; Kungliga Tekniska Högskolan, Schweden; MiPlaza Philips Research Europe, Niederlande; National Physical Laboratory, Großbritannien.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.