Das Erdbeben-Frühwarnsystem für Verkehrsinfrastrukturen „EWS Transport“ ist eine gemeinsame Entwicklung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) mit dem Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB). Am 10.02.2010 wird das KIT für diese Entwicklung als „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“ 2010 ausgezeichnet. Die Preisübergabe findet im Rahmen des 15. Informationstechnischen Kolloquiums Karlsruhe ab 15.00 Uhr im Fraunhofer IOSB statt. Vorgeschaltet ist eine Besichtigung der Betriebszentrale der Deutschen Bahn am Hauptbahnhof ab 12.30 Uhr. Medienvertreter sind zu beiden Veranstaltungen herzlich eingeladen. Anmeldung ist erforderlich.
Erdbeben sind Naturereignisse, die nicht langfristig vorhergesagt werden können. Die Folgen für die betroffenen Regionen sind verheerend, wie die Katastrophe in Haiti in diesen Tagen wieder verdeutlicht hat. An vielen Orten wird schnelle Hilfe benötigt, jedoch sind oft wichtige Infrastrukturen wie Transport- und Versorgungsnetze zerstört worden. Aus dem Naturereignis wird eine Katastrophe.
Um die Folgen von Naturereignissen für Infrastrukturen besser vorhersagbar zu machen, wird im Rahmen des Projektes „EWS Transport“ ein Frühwarnsystem erprobt, das insbesondere Verkehrsteilnehmer vor größeren Schäden bewahren soll: Autobahnen, Eisenbahntrassen und vor allem Brücken können sonst zu tödlichen Fallen werden.
Schwerpunkt der bisherigen Untersuchungen im Projekt „EWS Transport“ sind die Folgen eines Erdbebens auf den Schienenverkehr. Ziel ist dabei die direkte Erkennung eines sich gerade ereignenden Erdbebens, darauf aufbauend die Identifikation von gefährdeten Objekten, die sofortige Warnung betroffener Nutzer und eine schnelle Abschätzung von möglichen Schäden.
„Um die Möglichkeiten des Systems zu zeigen, haben wir eine Online-Demonstration entwickelt“, erläutert Gesamtprojektleiter Professor Dr.-Ing. Eberhard Hohnecker von der Abteilung Eisenbahnwesen des Instituts für Straßen- und Eisenbahnwesen des KIT. „ Damit können wir beispielhaft für Baden-Württemberg ein Erdbeben simulieren und die gesamte anschließende Ereigniskette verfolgen.“
Ein interessanter Aspekt von „EWS Transport“ ist die prinzipielle Möglichkeit, das vorhandene Schienennetz selbst als Frühwarn¬system und Netzzustandsdetektor zu nutzen. Das Erdbeben-Frühwarnsystem wäre ein Teil des Leit- und Sicherungssystems im schienengebundenen Verkehr. Die Leit- und Sicherungstechnik am Gleiskörper wird derzeit mit dem Ziel der technischen Interoperabilität zwischen den einzelnen EU-Staaten weiterentwickelt. Hierbei stellt sich die Frage, was bei dieser Weiterentwicklung beachtet werden muss, um die vorhandene Infrastruktur zur Erdbebenfrüherkennung, zur schnellen Schadensbilderstellung und zur langfristigen Überwachung des Netzzustandes nutzen zu können.
Das Verbundvorhaben EWS Transport besteht aus drei Teilprojekten, die von verschiedenen Instituten bearbeitet werden:
• Echtzeitseismologie für die Erdbebenfrühwarnung (Geophysikalisches Institut des KIT),
• Risikoeinschätzung und -minderung für Schienenverkehrswege (Abteilung Eisenbahnwesen am Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen des KIT),
• Fachspezifisches Informations- und Kommunikationssystem (Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB), Karlsruhe).
Am 10. Februar 2010 wird das Projekt „EWS Transport“ als „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“ 2010 ausgezeichnet. Der Preis wird im Rahmen des 15. Informationstechnischen Kolloquiums Karlsruhe ab 15.00 Uhr im Fraunhofer IOSB, Fraunhoferstraße 1, 76131 Karlsruhe, übergeben. Schon im Vorfeld des Kolloquiums findet ab 12.30 Uhr eine Besichtigung der Betriebszentrale der Deutschen Bahn am Hauptbahnhof statt. Medienvertreter sind zu beiden Veranstaltungen herzlich eingeladen. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich unter
www.iosb.fraunhofer.de/?31317 oder
marion hutzel. ∂ iosb fraunhofer de
Der Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ wird seit 2006 von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ gemeinsam mit der Deutschen Bank unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler ausgeschrieben. Das KIT war 2010 besonders erfolgreich und wird in diesem Jahr mit zwei weiteren Ideen in diesem Wettbewerb ausgezeichnet: Am 4. November 2010 für die „Karlsruher Stresstage“ des House of Competence und am 18. Dezember 2010 mit dem Wasserstofftechnikum für eine sichere Wasserstofftechnologie.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.