Die Abteilung Massivbau des Instituts für Massivbau und Baustofftechnologie des KIT ist als Partner im EU-Projekt POLTECT für ein System zur Verstärkung von Mauerwerksgebäuden in Erdbebengebieten ausgezeichnet worden: Der in diesen Tagen in Paris verliehene „JEC Innovation Award 2010“ würdigt herausragende Innovationen bei Verbundwerkstoffen. Zurzeit testen die KIT-Forscher das Verstärkungssystem an einem Gebäude in Pavia/Italien.
Das „Intelligent composite seismic wallpaper“ besteht aus einem Textilmaterial mit vier verschiedenen Faserrichtungen, das in einen Mörtel eingebettet wird. Es wurde speziell dazu entwickelt, Mauerwerksgebäude in Erdbebengebieten zu verstärken. Ziel ist, Gebäude mit Erdbebenschäden und Problemen mit der Standsicherheit nachträglich zu stabilisieren und wieder nutzbar zu machen. Das Textil-Mörtel-Verstärkungssystem kann aber auch dazu dienen, intakte Gebäude vorbeugend zu schützen. Darüber hinaus eignet es sich allgemein zur Überbrückung von Gebäuderissen, etwa infolge von Setzungen.
Entstanden ist die seismische Tapete im Rahmen des EU-Projekts POLYTECT (Polyfunctional Technical Textiles against Natural Hazards), das auf die Entwicklung von intelligenten Textilien für das Bauwesen zum Schutz vor Naturrisiken zielt. Das italienische Unternehmen D’Appolonia S.p.A. und seine Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft, unter ihnen das KIT, erhielten für das Verstärkungssystem den „JEC Innovation Award 2010“ in der Kategorie Bauwesen und Hochbau. Der Preis wurde im Rahmen der Verbundwerkstoffmesse JEC Composites Show verliehen. Eine Jury aus internationalen Experten wählte die besten Verbundwerkstoff-Innovationen nach den Kriterien Technisches Interesse, Marktpotenzial, Partnerschaft, finanzielle Auswirkungen und Originalität aus.
Die KIT-Forscher und ihre Partner testen das Textil-Mörtel-Verstärkungssystem derzeit an einem stark beschädigten Gebäude in der italienischen Stadt Pavia. Das Haus orientiert sich in Architektur und Materialien an Gebäuden, wie sie für die Region der Abruzzen typisch sind – auch für die Stadt L’Aquila, die im April 2009 von einem starken Erdbeben betroffen war. Bei dem Großversuch wird das Gebäude mit der seismischen Tapete verstärkt und zur Simulation eines Erdbebens auf einem Rütteltisch erschüttert. Das TV-Wissensmagazin „Planetopia“ von SAT 1 sowie das Kinder-Entdeckermagazin „pur+“ des ZDF werden über den Test in Pavia berichten.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.