Am 11 März um 6:46 Uhr deutscher Zeit, 14:46 Uhr Ortszeit, ereignete sich 100 Kilometer vor der japanischen Hauptinsel Honshu ein schweres Erdbeben, das nach derzeitigem Stand die Stärke 8,9 hatte. Damit ist es das stärkste in der Geschichte Japans und das sechststärkste jemals gemessene Beben. Dabei hat sich auch in Karlsruhe der Boden vorübergehend um einen knappen Zentimeter verschoben – das zeigen aktuelle Messdaten des Geophysikalischen Instituts am KIT.
Der Forschungsbereich Seismologie untersucht die Tiefenstruktur des Mittleren Oberrheingrabens (Projekt TIMO) – die Messstationen sind etwa 10.000 Kilometer vom Epizentrum des Bebens in Japan entfernt. Die schnellste seismische Welle sei nach zwölf Minuten und 28 Sekunden in Karlsruhe eingetroffen, so Dr. Jörn Groos vom Geophysikalischen Institut. Die zweitschnellste folgte nach knapp 23 Minuten. „Bei den ersten beiden Erdbebenwellen handelt es sich um Raumwellen, die sich durch das Erdinnere ausbreiten.“ Danach trafen nach 35 Minuten sowie nach knapp 40 Minuten die langsameren Oberflächenwellen ein, die jedoch die stärkste Bodenverschiebung im Mittleren Oberrheingraben hervorgerufen haben. „Die gesamte Stadt Karlsruhe wurde dabei innerhalb von etwa 100 Sekunden um je neun Millimeter abgesenkt und angehoben sowie um neun Millimeter in Nord-Süd-Richtung und fünf Millimeter in Ost-West-Richtung vorübergehend verschoben.“
Erdbebenforscher unterscheiden verschiedene Wellentypen. Die erste oder Primärwelle (P-Welle) ist eine Druckwelle, die – wie beispielsweise auch der Schall – in Ausbreitungsrichtung schwingt. Die zweitschnellste Welle (Sekundärwelle, S-Welle) schwingt als Scherwelle quer zur Ausbreitungsrichtung. Die Bodenbewegung erfolgt auch aufgrund der Oberflächenwellen: in horizontaler Richtung durch Love-Wellen (benannt nach dem britischen Mathematiker A. E. H. Love), Rayleigh-Wellen (benannt nach dem englischen Physiker Lord Rayleigh) rufen sowohl horizontale als auch vertikale Bewegungen hervor.
Das Projekt TIMO misst und untersucht die globale und regionale Seismizität im Mittleren Oberrheingraben. Das Ziel ist die Charakterisierung der Erdbebentätigkeit im Oberrheingraben sowie der tiefen Struktur der Erdkruste und des Erdmantels.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.