Ob Wetterdatenmessung per Tram, Forschung zu Biokraftstoffen aus Stroh oder Algen: Am KIT wird breit zu umweltrelevanten Themen geforscht. Die Sparkassen-Stiftung und das KIT zeichnen Forschungsarbeiten von KIT-Nachwuchswissenschaf-tlern, die zum Erhalt der Lebensgrundlage Umwelt beitragen können, zum 31. Mal mit Umweltpreisen aus. 2011 geht die Preissumme von 10.000 Euro an sechs Projekte aus dem Chemieingenieurwesen und Maschinenbau, den Geo- und Wirtschaftswissenschaften, der Architektur und Chemie. Michael Huber, Vorstand der Sparkasse Karlsruhe Ettlingen und KIT-Vizepräsidentin Dr. Elke Luise Barnstedt vergeben die Preise am 19. Mai im Allgemeinen Verfügungsgebäude (Campus Süd, Geb. 50.41, Adenauerring 20) um 17 Uhr.
Der erste Preis geht an Markus Delay und Massimo Genoese für ihre Dissertationen, die mit jeweils 2.500 Euro prämiert wurden.
Diplom-Geoökologe Markus Delay liefert mit seiner Dissertation einen „Beitrag zur Beurteilung der Wiederverwertbarkeit von Abfallmaterialien“. Werden diese Materialien auf oder in den Boden eingebracht, verlangt die deutsche Bundes-Bodenschutzverordnung eine „Sickerwasserprognose“, bei der die Stoffeinträge in das Grundwasser abgeschätzt werden sollen. Bislang wurden vor allem statische Schüttelversuche eingesetzt, die allerdings keine realitätsnahe Abschätzung im Hinblick auf zeitliche Komponente der Stoffreisetzung aus Feststoffen zulassen. Hingegen konnte Delay ein mit vertretbarem Aufwand verbundenes, realitätsnahes, dynamisches Säulenelutionsverfahren entwickeln, das es zulässt, zentrale Einflussfaktoren der Stofffreisetzung zu variieren, verschiedene Niederschlagsereignisse zu berücksichtigen und Fließunterbrechungen und Wechsel der Fließgeschwindigkeit einzubeziehen.
Wirtschaftsingenieur Massimo Genoese widmete seine Doktorarbeit dem Thema „Entwicklung und Anwendung eines agentenbasierten Simulationsmodells für den deutschen Strommarkt“. Ein Umbruch der Elektrizitätswirtschaft hat stattgefunden - durch Liberalisierung, verstärkte Anstrengungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen und den massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Neue Marktplätze für Elektrizität und CO2-Emissionsrechte sind entstanden. Eine agentenbasierte Simulation ist angesichts dieses Wandels ein vielversprechender Ansatz, um Aspekten wie einer individuellen Betrachtung der Akteure, einer hohe Flexibilität der Modelle sowie der Erfassung von Wechselwirkungen zwischen Strompreisen und der Kapazitätsausbauplanung Rechnung zu tragen.
Mit jeweils 1.500 Euro zeichnen die Sparkassenstiftung und das KIT als zweite Preise drei Diplomarbeiten aus. Fabian Müller aus der Architekturfakultät trug mit seiner Diplomarbeit dazu bei, dass das 2008 gestartete integrierte Stadtentwicklungskonzept für Filderstadt verbessert wurde. Eine planerische Zukunftsvision konnte entstehen, indem „beteiligungsfernen Schichten“ durch alternative Medienbausteine aktiviert, Visualisierungen und eine vermittelnde Bildsprache entwickelt wurden sowie eine Sensibilisierung für die Funktionsweise der Stadt durch die Verknüpfung von Sachdaten mit räumlichen Darstellungen in einem Geoinformationssystem entstand. Geodät Thomas Fuhrmann legte im Rahmen seiner Arbeit den Fokus auf die Interaktion von Signalen von globalen Satellitennavigationssystemen und Erdatmosphäre: seine entwickelte GPS-Analysestrategie erlaubt die kostengünstige und präzise Bestimmung des Wasserdampfgehaltes in der Atmosphäre durch Globale Navigationsatellitensystem-Beobachtungen. Die Diplomarbeit von Claudia Melanie Diehm dreht sich um die katalytische Partialoxidation von Kraftstoffen in Reformern, bei der durch katalytische Verbrennung eines Kraftstoffes Wasserstoff erzeugt wird, der zur Speisung von Brennstoffzellen in mobilen Stromerzeugern verwendet werden kann, die Strom zum Beispiel für die Heizung und Kühlung in Lastkraftwagen bereitstellen. In der Arbeit der Chemikerin wird diese Art der Stromerzeugung, die den Verbrauch fossiler Brennstoffe und die Emission von Treibhausgasen senkt, mit der Verwendung von Biokraftstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen kombiniert und optimale Kraftstoffmischungen ermittelt.
Für seine Studienarbeit über ein Konzept einer Kleinwindkraftanlage erhielt Aljoscha Göbel 500 Euro. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind Kleinwindkraftanlagen wirtschaftlich nicht reizvoll: die Komponenten verschiedener Anlagetypen sind zu teuer und die Windbedingungen in geringer Höhe sind nicht optimal. Der Maschinenbaustudierende testete die Möglichkeiten einer Aufwind-Windturbine als Lösung.
Die Sparkassen-Stiftung und das KIT zeichnen mit ihrem Umweltpreis nicht nur außergewöhnliche wissenschaftliche Arbeiten, sondern auch Projekte aus, die im weitesten Sinne dem Allgemeinwohl dienen und zur Lösung von Umweltproblemen beitragen können. Ein Semester vor der Preisverleihung reichen die KIT-Fakultäten ihre Vorschläge aus ihren Dissertationen, Diplomarbeiten, Projektstudien und anderen studentischen Arbeiten ein. Über die Preisvergabe entscheidet ein Stiftungsrat nach mehrstufiger Begutachtung.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.