Presseinformation 171/2011

Brasilien setzt auf Evaluationskonzept des KIT

Universidade de Pernambuco führt Lehrqualitätsindex (LQI) ein – Erfolg auch bei einer Ausschreibung der Vietnamesisch-Deutschen Universität in Ho-Chi-Minh
Das LQI-Konzept misst die Zufriedenheit der Studierenden – künftig auch in Brasilien (Foto: Harry Marx)
Das LQI-Konzept misst die Zufriedenheit der Studierenden – künftig auch in Brasilien (Foto: Harry Marx)

Die Zufriedenheit der KIT-Studierenden mit ihren Lehrveranstaltungen steigt – das belegt der Lehrqualitätsindex (LQI): Das am KIT entwickelte empirische Verfahren ermittelt nicht nur den Status quo, sondern lässt die Ergebnisse unmittelbar in die Verbesserung der Lehre fließen. Das Konzept überzeugt nicht nur in Deutschland: Als Modell-Hochschule in Brasilien wird es die Universidade de Pernambuco einführen, weitere Universitäten wollen folgen. Das LQI-Konzept setzte sich zudem in einer Ausschreibung der Weltbank zur Lehrevaluation an der Vietnamesisch-Deutschen Universität in Ho-Chi-Minh durch.

„Im Normalfall bleibt ein Evaluationskonzept an der eigenen Universität“, sagt Dr. Michael Craanen, Leiter der Abteilung Qualitätsmanagement am KIT, der das LQI-Konzept entwickelt hat. „Unser Modell ist das erste, das weltweit Anerkennung findet – das ist ein echter Erfolg.“ Mit den enormen Wachstumsraten in Brasilien sei die Bereitschaft, in das Bildungssystem zu investieren, deutlich gestiegen. „Qualitätsmanagement ist dabei ein zentrales Thema, das Interesse am LQI ist deshalb sehr groß“, so Craanen. Die Universität Pernambuco (UPE) wird das Konzept nach und nach in allen Fakultäten zur Evaluation der Lehre einführen. Das Memorandum of Understanding der beiden Einrichtungen sieht auch einen wissenschaftlichen Austausch vor: Unter anderem wird ein Mitarbeiter aus der UPE in Craanens Team arbeiten, bevor sie das System dann an ihrer Universität installieren.

Von Pernambuco aus soll das LQI-Konzept im ganzen Land bekannt werden. „Brasilien hat traditionell eine hohe Affinität zum deutschen Bildungssystem“, erklärt Michael Craanen. Mit einem neuen Regierungsprogramm sollen bis 2014 10.000 Brasilianer mit einem Stipendium nach Deutschland kommen. Nach einem Jahr ist vor Ort ein weiterer Besuch geplant, bei dem Craanen den Stand der Einführung des LQI an der UPE begutachten soll. Dann soll auch in Zusammenarbeit mit zwei brasilianischen Ministerien die Frage diskutiert werden, ob ein angepasstes System sich in das Qualitätsmanagement in der Verwaltung integrieren lässt. Zum Messen der Zufriedenheit ihrer Studierenden will auch die Staatliche Universität Paraíba künftig auf das LQI-Konzept setzen.

Einen weiteren internationalen Erfolg landete Craanen in diesem Jahr in Vietnam: Mit dem LQI-Konzept gewann er eine Ausschreibung der Weltbank für ein Evaluationskonzept für Studium und Lehre an der Vietnamesisch-Deutschen Universität in Ho-Chi-Minh Stadt. Bewährt es sich hier, soll das Konzept auch in Vietnam landesweit an allen Universitäten umgesetzt werden. Der entsprechende Vertrag ist derzeit in Verhandlung.

Über den Lehrqualitätsindex (LQI)
Seit dem Sommersemester 2008 bewerten die KIT-Studierenden mit dem Verfahren ihre Zufriedenheit mit den Lehrveranstaltungen. Pro Semester evaluieren Dr. Michael Craanen und seine Mitarbeiter 1500 Vorlesungen, Seminare, Tutorien, Praktika und Exkursionen. Dafür werten sie 50.000 Fragebögen aus und ermitteln für jede Veranstaltung einen Lehrqualitätsindex (LQI), der die Veranstaltungen über ein Ampelsystem in unkritische, leicht kritische und kritische einteilt. Die Bewertung – und bei Bedarf die Verbesserungsmaßnahmen – werden dann mit den Fakultäts-leitungen diskutiert. Seit Einführung des LQI-Konzepts haben sich die Ergebnisse kontinuierlich verbessert. So liegt der Anteil kritischer Veranstaltungen aktuell bei nur einem Prozent.

Als zentrales Qualitätsmanagementsystem für Studium und Lehre bildet das LQI-Konzept auch eine zentrale Grundlage für die Systemakkreditierung am KIT: Demnach werden Studiengänge künftig nicht mehr einzeln von einer Akkreditierungsagentur begutachtet, sondern die Qualitätssicherung des KIT als Gesamtsystem. Das verringert insbesondere für die Fakultäten des KIT den Verwaltungsaufwand.

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

le, 18.11.2011
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