Stauseen, Bergbau, Geothermie, unterirdische Gasspeicher: Sie alle sind Mosaiksteine der kommenden globalen Energieinfrastruktur. Aber sie stellen auch einen Eingriff in den Untergrund dar, der die tektonischen Verhältnisse verändern und unter ungünstigen Bedingungen Erdbeben auslösen kann. Die Mechanismen zu verstehen und Richtlinien für sichere Projekte zu entwickeln, sind die Ziele der Forscher auf einem Fachworkshop am KIT. Zu der Veranstaltung sind Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich eingeladen.
2. European Workshop on Induced Seismicity
26. November 2012, 11.00 Uhr, bis 28. November, 12.00 Uhr
KIT, AVG-Gebäude, Adenauerring 20a, Raum 145
Vortragssprache ist Englisch.
„Der Mensch hat stets für seine Energieversorgung in die Natur eingegriffen. Aber nur wenn wir die Effekte im Untergrund frühzeitig abschätzen lernen und kommunizieren, können wir Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz für neue Technologien erreichen“, erklärt Joachim Ritter vom Karlsruher Institut für Technologie und Veranstalter des Workshops. Zusammen mit Vertretern von Wissenschaft, Industrie und Behörden sollen langfristig Richtlinien erarbeitet werden, wie durch Menschen verursachte Erdbeben, die sogenannte induzierte Seismizität, kompetent erfasst und vermindert werden kann.
Seit vielen Jahren gibt es Projekte der Geothermie, Gasförderung oder Energiespeicherung, die keine spürbare Seismizität verursacht haben. Beispielsweise sind weltweit bereits 100 tiefe Geothermieanlagen im Einsatz, Erdgasfelder werden durch Tausende Bohrungen erschlossen. Durch einige, schlagzeilenträchtige Ereignisse wurden jedoch Befürchtungen in der Bevölkerung angeheizt, ob die Sicherheit solcher Anlagen gewährleistet ist. Da die Mechanismen teilweise noch nicht verstanden sind, gilt es nun die wissenschaftlichen Grundlagen zu schaffen und die relevanten Parameter zu erforschen, um zukünftigen Projekten klare Richtlinien für einen erdbebenfreien Betrieb an die Hand zu geben. Bessere Messmethoden und Warnsysteme sollen helfen Chancen und Risiken besser abzuschätzen.
Zu den Vortragenden der dreitägigen Veranstaltung gehören:
Stefan Wiemer, Seismologischer Dienst der Schweiz, spricht über Warnsysteme für Bohrungen nach dem Ampelmodell.
Jörn Groos, KIT, stellt seine Messungen im Oberrheingraben nahe dem pfälzischen Landau vor.
Bernard Dost, Meteorologisches Institut der Niederlande, berichtet über die Seismizität durch konventionelle Gasförderung.
Hans de Pater, Fenix Consulting, spricht über Seismizität und unkonventioneller Gasförderung am Beispiel Bowland.
Joachim Ritter, KIT, gibt Empfehlungen zum Aufbau von seismischen Messfeldern für induzierte Seismizität
Das komplette Programm des Workshops finden Sie unter:
www.geophys.uni-stuttgart.de/agis/agis-workshop
Ko-Veranstalter ist das Landesforschungszentrum Geothermie – eine Einrichtung des Landes Baden-Württemberg am KIT. Es koordiniert Forschung rund um Geothermie, berät Behörden und informiert die interessierte Öffentlichkeit. Zeitgleich zum Workshop in Karlsruhe stellt das Landesforschungszentrum interessante Themen rund um die Geothermie auch auf der Fachkonferenz der Wissenschaftsjournalisten wissenswerte in Bremen aus:
www.wissenswerte-bremen.de/Ausstellerliste
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.