Seit Oktober 2008 betreiben das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft ein gemeinsames Graduiertenkolleg. Bei seiner Gründung war es bundesweit die einzige gemeinsame Doktorandenausbildung einer Fachhochschule und einer Universität, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde, heute gibt es von diesen bundesweit nur zwei. Die bisherigen Ergebnisse sowie die weiteren Pläne haben die Gutachter überzeugt: Die DFG fördert das Graduiertenkolleg für weitere 4,5 Jahre mit rund 6 Millionen Euro.
„Das Kolleg verbindet Computertechnologie, Werkstoffwissenschaft und Produktionstechnik“, erläutert der Sprecher des Graduiertenkollegs Professor Volker Schulze vom KIT. In seiner Doppelfunktion als Sprecher der Institutsleitung des Instituts für Produktionstechnik (wbk) und Mitglied der Leitung des Instituts für Angewandte Materialien unterstreicht er die interdisziplinäre Ausrichtung des Graduiertenkollegs. Die zentrale Forschungsidee des Kollegs mit dem Titel „Prozessketten in der Fertigung: Wechselwirkung, Modellbildung und Bewertung von Prozesszonen“ umreißt die Stellvertretende Sprecherin des Kollegs Professorin Britta Nestler, die zugleich am KIT im Bereich der Werkstoffsimulation und an der Hochschule Karlsruhe in der Informatik lehrt sowie am Institute of Materials and Processes forscht. „Wir entwickeln Simulationsmethoden, um die Zustände von Bauteilen bei verketteten Fertigungsprozessen zu beschreiben, zu bewerten und zu optimieren“, so Nestler. In den vergangenen Jahren sei die Bedeutung von computergestützter Simulation in der Fertigungstechnik ständig gewachsen. Vorteile entstünden vor allem durch die Einsparung aufwendiger experimenteller Untersuchungen, beispielsweise um Produktionsprozesse optimal zu steuern oder Produkteigenschaften zu bestimmen. „Dadurch lassen sich die Entwicklungszeiten für neue Produkte deutlich verkürzen. Dies verspricht in der gesamten Fertigungstechnik enorme Wettbewerbsvorteile“, so die Karlsruher Forscherin.
„Der Erfolg des gemeinsamen Graduiertenkollegs ist einmal mehr Beweis dafür, wie gut sich die Forschungsressourcen am Standort Karlsruhe nutzen lassen, um den wissenschaftlichen Nachwuchs umfassend zu fördern“, so der Vizepräsident für Forschung und Information des KIT, Professor Detlef Löhe. „Stärken des Kollegs sind der interdisziplinäre Ansatz, die hervorragende Infrastruktur und die engagierte Zusammenarbeit ausgewiesener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT und der Hochschule Karlsruhe.“
„Mit diesem Graduiertenkolleg“, so Professor Karl-Heinz Meisel, Rektor der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, „können wir besonders qualifizierten Masterabsolventen hochwertige Doktorandenstellen anbieten, ohne dass diese ein aufwendiges Promotionsfeststellungsverfahren an einer Universität absolvieren müssen.“ Dies ist durch den hohen wissenschaftlichen Standard der am Graduiertenkolleg beteiligten Einrichtungen möglich, der über die Bewilligung des Antrags durch die DFG bestätigt wird. „Für uns ist dies auch ein Nachweis dafür“, so der Rektor weiter, „welch hohes wissenschaftliches Niveau Forschung und Lehre auch an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften erreichen können.“
Seit 2008 durchliefen 14 Doktoranden und zwei Postdoktoranden das Kolleg. Die wissenschaftliche Betreuung der Doktoranden erfolgt durch sieben international anerkannte Professoren und fünf herausragende Nachwuchswissenschaftler. Durch die Förderung bis 2017 können nun insgesamt 26 weitere Doktoranden in das Programm aufgenommen werden, vier davon an der Hochschule Karlsruhe.
Neben den Instituten am KIT und an der Hochschule ist das Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik in Freiburg in die Arbeiten eingebunden. Das Kolleg kooperiert außerdem mit dem Institut für Umformtechnik an der Universität Stuttgart und dem Institut für Umformtechnik und Leichtbau an der Universität Dortmund.
Die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft ist mit 7 625 Studierenden eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) Baden-Württembergs und hat neben der Lehre einen deutlichen Schwerpunkt in der angewandten Forschung. Hier zählt sie zu den drittmittelstärksten HAW landesweit und arbeitet eng mit der regionalen und überregionalen Wirtschaft zusammen.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.