Presseinformation 024/2013

Deutsche kombinieren Verkehrsmittel immer häufiger

18 Jahre Deutsches Mobilitätspanel: KIT-Studie untersucht Prozesse und Änderungen im alltägli-chen Mobilitätsverhalten
 Trend zum Fahrrad: Immer mehr Deutsche steigen auf, bisherige Radler nutzen es immer häufiger (Foto: Institut für Verkehrswesen, KIT)
Trend zum Fahrrad: Immer mehr Deutsche steigen auf, bisherige Radler nutzen es immer häufiger (Foto: Institut für Verkehrswesen, KIT)

Ein eigenes Auto oder lieber Car-Sharing? Zur Arbeit gelegentlich mit dem Rad? Günstig fliegen oder den neuen Fernbus testen? Das Mobilitätsverhalten wandelt sich: Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) werten seit 18 Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) jährlich detaillierte Angaben von etwa 2.000 Personen in Deutschland aus. Aktuelle Ergebnisse: Immer häufiger nutzen Menschen unterschiedliche Verkehrsmittel, Jüngere haben seltener einen eigenen Pkw als Senioren, das Fahrrad wird als Verkehrsmittel immer beliebter.

 

„Einerseits prägen demografische Entwicklungen das Gesamtbild der Mobilität in Deutschland, andererseits können wir aber auch echte Verhaltensänderungen feststellen“, sagt Dr. Bastian Chlond vom Institut für Verkehrswesen (IfV) des KIT. So verfügen ältere Senioren heute zunehmend über ein Auto, während es in der Altersgruppe der Erwerbsfähigen bis 65 Jahre hier kaum Veränderungen gibt. „Die meisten der Personen, die jetzt in Rente gehen, hatten während ihres Arbeitslebens einen Pkw. Diese Gewohnheit nehmen sie mit in den Ruhestand und ersetzen damit nach und nach die Generation der Rentner, die ohne Pkw ‚sozialisiert‘ wurden“, erklärt Chlond. So hatten 2011 knapp drei Viertel (73 Prozent) der Personen über 60 Jahre einen Führerschein und Zugang zu einem Pkw in ihrem Haushalt, 2002 waren es nur 61 Prozent. Während zunächst vor allem Männer diesen Prozess getrieben hätten, dominieren ihn aktuell die Frauen, so die Studie. Jüngere Menschen verfügten seltener über einen eigenen Pkw.

 

Weiteres Ergebnis: Die Deutschen gestalten ihre Mobilität immer häufiger multimodal, das heißt, sie nutzen je nach Ziel und Zweck unterschiedliche Verkehrsmittel wie das Fahrrad, den Öffentlichen Verkehr und den Pkw. „Unterm Strich zeigt sich eine gewisse Stabilität. Sie täuscht aber: Denn in einzelnen Personen- oder Altersgruppen tut sich einiges“, so Professor Peter Vortisch, der Leiter des IfV. „Zum Teil sind die Entwicklungen sogar gegenläufig. Gerade die sind spannend, wenn es um die Frage geht, welche Entwicklungen auf lange Sicht das Gesamtbild beherrschen.“ So stehen die genannten steigenden Zahlen der Rentner mit Auto im Gegensatz zu einem Trend bei den 18- bis 35-Jährigen: Zwar haben auch hier etwa 74 Prozent Zugang zu einem Auto im Haushalt, im Jahr 2002 waren es aber noch 83 Prozent.

 

Immer beliebter wird das Fahrrad: Aktuell nutzt es etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland wöchentlich. Dabei nimmt der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege zu, von etwa 10 Prozent in 2002 auf aktuell beinahe 15 Prozent. „Unsere langjährige Beobachtung und Analyse des Mobilitätsverhaltens zeigt eine zunehmende Nutzung des Rads als Verkehrsmittel – ein Trend, der die Städte entlastet. Dabei wählen nicht nur prozentual mehr Personen das Fahrrad, auch die bisherigen Fahrradfahrer intensivieren die Nutzung“, so Chlond.

 

Das Deutsche Mobilitätspanel (MOP) misst die Mobilität der Menschen in Deutschland und erfasst damit wichtige Trends für die Planungen von Bund, Kommunen und Industrie. Die Erhebung wurde durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT Anfang der 1990er-Jahre konzipiert und wird seitdem alljährlich  im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) ausgewertet. Jedes Jahr machen etwa 2.000 Personen Angaben zu ihrem Mobilitätsverhalten. Für repräsentativ ausgewählte Haushalte berichten alle Personen eine Woche lang, welche Verkehrsmittel sie für welche Wege nutzen. Zusätzlich dokumentieren sie die Pkw-Nutzung, das heißt, sie geben an, wie viele Kilometer sie im Zeitraum von acht Wochen mit dem eigenen Pkw zurückgelegt und wie viel Kraftstoff sie dabei verbraucht haben. Aussagen über Entwicklungen werden dadurch möglich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bis zu drei Jahre in Folge Auskunft geben.

 

Das Deutsche Mobilitätspanel stellt Daten und Informationen aus 18 Jahren Forschung zur Verfügung. Diese Daten sind bei der Clearingstelle des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erhältlich und können damit auch von anderen Forschern oder Institutionen genutzt werden.

Weitere Informationen zum Mobilitätspanel:
www.mobilitaetspanel.de

 

Das Zentrum Mobilitätssysteme bündelt die fahrzeugtechnischen Aktivitäten des KIT: An den methodischen und technologischen Grundlagen für die Fahrzeuge der Zukunft arbeiten derzeit knapp 40 Institute mit rund 800 Mitarbeitern. Ziel ist es, Konzepte, Technologien, Methoden und Prozesse für die Mobilität der Zukunft zu erarbeiten. Die Wissenschaftler berücksichtigen dabei das komplexe Zusammenspiel von Fahrzeug, Fahrer, Verkehr, Infrastruktur und Gesellschaft.

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

le, 14.02.2013
Kontakt:

 

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Pressesprecher
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