In seinem ersten Vortrag als Heinrich-Hertz-Gastprofessor am Dienstag, 2. Juli, spricht Günther Oettinger über „Eine Energiestrategie für Europa“. Spätestens mit der Europa 2020-Strategie ist der Umbau des Energiesystems zu einem Kernanliegen der europäischen Politik geworden. Oettinger erläutert die Roadmap 2050, die daraus resultierenden 2020-Ziele sowie das Paket zur Schaffung eines europäischen Energiebinnenmarkts als tragende Säulen der europäischen Energiewende. In der EU Energy Roadmap spielen der Ausbau der Infrastruktur, Energieeffizienz und erneuerbare Energien zentrale Rollen. Der Umbau der deutschen Energieversorgung kann, wie Oettinger betont, nur im Verbund mit den europäischen Partnern gelingen. Allerdings kann auch die EU keine Insel im Energie- und Klimaschutzbereich sein: Zum einen ist sie derzeit nur noch für elf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Zum anderen besteht eine Importabhängigkeit im EU-Durchschnitt von über 50 Prozent.
Um „Europa 2020: Herausforderungen für Wirtschaft, Währung und Energie“ geht es im zweiten Vortrag von Günther Oettinger am Montag, 8. Juli. Wirtschafts- und Finanzkrise, Shale Gas Boom in den USA, junge aufstrebende Volkswirtschaften mit großem Energiehunger – besonders im asiatischen Raum, aber auch in Lateinamerika – haben zu einem bisher nicht gekannten weltweiten Wettbewerb um Ressourcen geführt. Dadurch erhält das Thema Energie neben der klimapolitischen nun auch eine größere ökonomische und sicherheitspolitische Dimension. Die Transformation des europäischen Energiemarkts hin zu einem sicheren, nachhaltigen und dabei immer noch wettbewerbsfähigen System ist nach den Worten von Oettinger eines der entscheidenden Projekte Europas, denn es wirkt sich auf fast alle anderen Unions-Politiken aus. Zudem hält Oettinger am Montag, den 8. Juli von 17.15 bis 18.00 Uhr eine Student Session (Redtenbacher Hörsaal, Geb. 10.91).
Mit der Heinrich-Hertz-Gastprofessur ehren die Karlsruher Universitätsgesellschaft (KUG) und das KIT jedes Jahr herausragende Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik für ihre Leistungen und Beiträge in Forschung und Gesellschaft. Die KUG stiftete die mit 7 500 Euro dotierte Gastprofessur 1987 – im 100. Jahr nach der Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch den Physiker Heinrich Hertz an der Universität Karlsruhe. Die Karlsruher Universitätsgesellschaft (KUG) setzt sich als Förderverein für die universitären Belange des KIT ein. Günther Oettinger hat das mit der Gastprofessur verbundene Preisgeld an zwei gemeinnützige Einrichtungen gespendet.
Zur Person
Günther Oettinger ist seit Februar 2010 als Mitglied der Europäischen Kommission zuständig für Energie. Zuvor war er von 2005 bis 2010 Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg. Oettinger, geboren am 15. Oktober 1953 in Stuttgart, studierte Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Tübingen. Von 1984 bis 2010 war Oettinger Mitglied des Landtags Baden-Württemberg. Von 1991 bis 2005 war er Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Günther Oettinger fungierte von 1999 bis 2006 als Vorsitzender des Bundesfachausschusses Medienpolitik der CDU Deutschland und von 2006 bis 2010 als Vorsitzender des medienpolitischen Expertenkreises der CDU Deutschland. Seit 2005 ist er Mitglied des Präsidiums und des Bundesvorstandes der CDU Deutschland. Im April 2005 trat Günther Oettinger das Amt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten an. Im Februar 2010 wechselte er als EU-Kommissar nach Brüssel.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.