Wie soll Karlsruhe im Jahr 2030 aussehen? Wie können in Zukunft Technologien das Leben der Bürgerinnen und Bürger sowie die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Wirtschaft verbessern? Antworten auf diese Fragen werden im Projekt „SmartQuarterVision KA 2030+“ gesucht. Ziel des Vorhabens ist, für zwei Referenzstadtteile eine auch auf andere Stadtteile übertragbare Zukunftsvision zu entwickeln, die von einer breiten Akzeptanz in der Bürgerschaft getragen wird. Das Europäische Institut für Energieforschung (EIFER), eine gemeinsame Forschungseinrichtung von Electricité de France (EDF) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), übernimmt die wissenschaftliche Begleitung und entwickelt Konzepte zur Bürgerbeteiligung mit der beratenden Unterstützung vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT.
Leise Autos, die keine Abgase mehr ausstoßen. Gesundes Gemüse, das auf Hausdächern gedeiht. Neue Gebäudekonzepte, die aus Abwasser klimafreundliche Energie gewinnen. Für die Stadt der Zukunft gibt es viele Ideen, die das Leben dort verbessern. Diese mit den Bürgern zu diskutieren, gemeinsame Visionen für die Zukunft zu entwickeln und in ersten Städten zu erproben – darum geht es im Wettbewerb „Zukunftsstadt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Aus den insgesamt 168 Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet hat eine Jury im April 2015 insgesamt 51 Städte, Landkreise und Gemeinden für die Teilnahme an der ersten Projektphase ausgewählt, darunter die Stadt Karlsruhe.
Der Wettbewerb „Zukunftsstadt“ umfasst drei Phasen. In der ersten Phase des Wettbewerbs werden die 51 teilnehmenden Kommunen im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozesses eine Vision mit Zeithorizont 2030+ für ihre Kommune entwickeln und Handlungsvorschläge erarbeiten. In der zweiten Phase ab 2016 prüfen bis zu 20 ausgewählte Kommunen aus Phase 1 diese Vorstellungen wissenschaftlich und erarbeiten ein umsetzungsreifes Konzept. In der dritten Phase ab 2018 werden schließlich bis zu acht ausgewählte Kommunen aus Phase 2 erste innovative Ideen in so genannten „Reallaboren“ in die Praxis umsetzen.
Karlsruhe 2030+
Die Stadt Karlsruhe startet mit dem Projekt "Zukunftsstadt Karlsruhe - SmartQuarterVision KA 2030+" in Phase 1 des Wettbewerbs. Ziel der Stadt ist, eine „smarte“ urbane Zukunftsvision auf Stadtteilebene für zwei Referenz-Stadtteile zu entwickeln, die auch auf andere Stadtteile übertragbar und von einer breiten Beteiligung und Akzeptanz in der Bürgerschaft getragen sein soll. Das „smarte“ Karlsruhe der Zukunft soll dazu vor allem auf seine schon heute ausgeprägten Stärken - Informations- und Kommunikationstechnologien sowie ressourcenschonende Technologien – setzen, um den Verbrauch von Ressourcen zu verringern, die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger und die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Wirtschaft dauerhaft zu erhöhen
Vision und Wissenschaft
Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom Europäischen Institut für Energieforschung (EIFER), einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der Électricité de France und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Das EIFER entwickelt im Projekt Methoden und Veranstaltungskonzepte, mit denen sich die Vorstellungen und Wünsche aller Beteiligten – Bürgerinnen und Bürger, Wissenschaft, lokale Politik, Wirtschaft und Verwaltung – in einer gemeinschaftlichen Zukunftsvision bündeln lassen. Bei Bedarf wird das EIFER vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT beratend unterstützt. Zusammen mit Vertretern der Stadt Karlsruhe und der auf die Betreuung von Förderprojekten spezialisierten Karlsruher CyberForum Service GmbH bilden EIFER und ITAS das Karlsruher Zukunftsstadtteam.
Im Fokus: Mühlburg und Knielingen
Mühlburg und Knielingen vereinen viele strukturelle Merkmale der anderen Karlsruher Stadtteile und eignen sich deshalb hervorragend als exemplarische Fokusregionen für die Visionsentwicklung. Darüber hinaus gibt es in beiden Stadtteilen bereits bestehende Anknüpfungspunkte. So startete in Knielingen schon im Frühsommer 2015 ein partizipativer Stadtteilentwicklungsprozess, der mit dem Projekt SmartQuarterVision KA 2030+ verbunden werden soll. In Mühlburg kann das Projekt zudem auf den Erkenntnissen aus den Prozessen im Zuge des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt“ aufbauen.
In der ersten Wettbewerbsphase, die bis 31. März 2016 läuft, wird das Projektteam jeweils eine Vision 2030+ für beide Referenzstadtteile erarbeiten. Grundlage hierfür sind die Wünsche und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger sowie der unterschiedlichen Stadtteilakteure. In bevölkerungsspezifischen Workshops, die vom EIFER konzipiert, durchgeführt und nachbereitet werden, können Bürgervereine, Seniorinnen und Senioren, Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund, Kinder und Jugendliche sowie lokales Gewerbe die künftige Entwicklung des Stadtteiles aus ihrer jeweiligen Sichtweise diskutieren. Flankiert werden die Veranstaltungen durch den Stadtteil-Wettbewerb „Wer wird Visionär?“, der es Bürgerinnen und Bürgern aller Altersgruppen ermöglicht, ihre Ideen, Wünsche und Anregungen für ihr Stadtviertel der Zukunft in Form von Text, Bild, Modell oder Film einzureichen. Die Ergebnisse von Wettbewerb und Workshops fließen dann in „Visionswerkstätten“ ein, in der alle Akteure – durch professionelle Moderation unterstützt – die unterschiedlichen Wünsche und Zukunftsvorstellungen bündeln. Schließlich wird das Zukunftsstadt-Team auf Basis der Ergebnisse aller Veranstaltungen in Mühlburg und Knielingen ein auf andere Stadtteile übertragbares „Stadtteilkonzept der Zukunft“ herausarbeiten. Dieses Konzept wird zusammen mit der Dokumentation der Ergebnisse im Rahmen einer öffentlichen Abschlussveranstaltung dem Oberbürgermeister vorgestellt und übergeben.
Kreativer Konsens
Ziel des Projekts sind „smarte“ Visionskonzepte für zwei Referenzstadtteile in Karlsruhe, die als Folge eines kollektiven und fairen Kreativprozesses zum einen eine möglichst große Vielfalt, zum anderen aber auch einen möglichst großen Konsens beinhalten sollen, der Ideen, Wünsche und Anregungen verschiedener Altersgruppen und sozialer Hintergründe berücksichtigt. Mit den entwickelten Stadtteilvisionen wird sich Karlsruhe für Phase 2 des BMBF-Wettbewerbs Zukunftsstadt bewerben, in der bis zu 20 der 51 Teilnehmer die Visionen zu umsetzungsreifen Konzepten weiterentwickeln sollen.
Aber auch unabhängig vom weiteren Erfolg im Wettbewerb wird die SmartQuarterVision KA 2030+ Grundlage für den Dialog zwischen Bürgerschaft, Stadtverwaltung und Wissenschaft bei der Planung künftiger Maßnahmen in Mühlburg und Knielingen sein und sicherstellen, dass dabei die Bedürfnisse aller Akteure Berücksichtigung finden. Darüber hinaus sollen die Erkenntnisse aus dem gesamten Visionsentwicklungsprozess auch auf andere Karlsruher Stadtteile übertragen und dort angewendet werden. Die vom EIFER erarbeiteten Methoden zur Visionsentwicklung und die gewonnenen Erfahrungen bei der Zusammenarbeit zwischen Bürgerschaft, Stadtverwaltung und Wissenschaft sollen in die Forschung und Lehre am KIT einfließen. Die gewonnenen Erkenntnisse und konkreten Ergebnisse werden zudem über die zentrale Webseite des Wettbewerbs „Zukunftsstadt“ anderen interessierten Städten und Gemeinden zugänglich gemacht und bilden so einen Ansatzpunkt für einen zukünftigen interkommunalen Austausch.
Weitere Informationen zu Projekt und Wettbewerb unter:
http://www.karlsruhe.de/zukunftsstadt
http://www.wettbewerb-zukunftsstadt.de/
Das KIT verfügt über umfangreiche fachliche Kompetenzen zur Erforschung, Entwicklung und integrativen Planung der Stadt der Zukunft in allen wesentlichen Aspekten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fünf KIT-Zentren – Klima und Um-welt; Energie; Mobilitätssysteme; Mensch und Technik; Information, Systeme, Technologien – befassen sich aus disziplinärer Perspektive und in inter- und transdisziplinärer Weise mit der Erforschung und nachhaltigen Gestaltung urbaner Räume.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.