Über Fachgrenzen hinweg diskutieren und gemeinsam zu Lösungen kommen: Dazu fordern der Biologe Peter Nick und der Philosoph Mathias Gutmann ihre Studierenden in interaktiven Lehrveranstaltungen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) auf. Für ihr innovatives Konzept, das die Brücke zwischen Technik, Biologie und Philosophie sowie zwischen Wissenschaft und ihrer Anwendung im Alltag schlägt, erhalten die beiden Wissenschaftler den Landeslehrpreis 2015. Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer zeichnet Peter Nick und Mathias Gutmann heute in Stuttgart mit dem mit 50 000 Euro dotierten Preis aus.
"Heute stehen diejenigen im Vordergrund, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, junge Menschen für das Wissen der Welt zu begeistern. Welche hervorragenden Beispiele und Leuchtturmprojekte der Lehre wir im Land haben, zeigen die Preisträgerinnen und Preisträger, denen ich herzlich zu ihrer Auszeichnung gratuliere", so Ministerin Theresia Bauer anlässlich der Festveranstaltung zur Verleihung der Landeslehrpreise in Stuttgart.
„In einer zunehmend vernetzten und von wechselseitigen Abhängigkeiten geprägten Welt wächst die Bedeutung des interdisziplinären Dialogs in der Wissenschaft“, sagt der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka. „Jeder weiß, dass Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen meist auch eine soziale und ethische Dimension haben. Eine Aufgabe der Universitäten ist es daher, bereits in der Lehre eine Sensibilität für die unterschiedlichen Betrachtungsweisen zu vermitteln. In den beiden nun mit dem Landeslehrpreis 2015 ausgezeichneten Veranstaltungen treffen sich Natur- und Geisteswissenschaften in interaktiven Lehrformaten.“
„Studieren ist weit mehr als die fachliche Ausbildung, es bedeutet auch, beim viel zitierten ‚Blick über den Tellerrand‘, etwa soziale und kommunikative Kompetenzen zu erwerben und die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln“, sagt der Vizepräsident des KIT, Professor Alexander Wanner. „Die gemeinsamen Lehrveranstaltungen der Professoren Nick und Gutmann führen diese Aspekte ideal zusammen und ermutigen die Studentinnen und Studenten zum aktiven Austausch untereinander und über Fächergrenzen hinweg.“
Mit Peter Nick und Mathias Gutmann haben ein Biologe und ein Philosoph gemeinsam Lehrveranstaltungen für das Biologie-Studium entwickelt. Ihr Hauptanliegen dabei: die Studierenden zum Nachdenken und zum Gespräch herauszufordern – etwa über moralische Fragen, die Biologie und Technik aufwerfen. „Je stärker sich unsere Welt vernetzt, umso wichtiger wird die Fähigkeit, andere Sichtweisen verstehen und integrieren zu können. Der beste Weg, das zu erreichen, ist der inter- und transdisziplinäre Dialog“, so die beiden Preisträger. Dabei gehe es ihnen vor allem darum, die Zeit für den Austausch der Studierenden untereinander zu Verfügung zu stellen, so dass sie gemeinsam Erkenntnisse entwickeln können.
Die beiden Wissenschaftler treten bei den Lehrveranstaltungen „Modellbildung und Ethik in der Biologie“ und „Wie evolvieren biologische Theorien“ auch als Team auf. So können die Studierenden verschiedene Sicht- und Sprechweisen sowie deren „Übersetzung“ in die jeweils andere Disziplin miterleben. Nach einem kurzen Impulsvortrag von einem der beiden Lehrenden folgt eine Gruppendiskussion. Ziel ist, das jeweilige Thema in den Forschungsalltag der Biologie zu integrieren, ein Konzept, das bei den Studierenden auf positive Resonanz stößt: Den Dozenten sei es durch ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit gelungen, an konkreten Beispielen klar zu machen, dass Wissenschaft nicht nur im Labor oder in der Bibliothek existiere, sondern das Gelernte auch Anwendung im Alltag finde und neue Blicke auf ethische und moralische Fragen bieten könne, so die Fachschaft für Chemie und Biowissenschaften des KIT, die Peter Nick und Mathias Gutmann für den Landeslehrpreis 2015 vorgeschlagen hatte. Auch die Form der Vorlesung hebe sich von anderen Veranstaltungen ab, indem sie die sonst häufig vorherrschende Form von Redner und Zuhörer reduziere und den Diskurs in den Vordergrund rücke und als Mittel zum Lernen und Entwickeln etabliere.
Die beiden Professoren wollen ihr Lehrkonzept künftig ausbauen und auch für andere Fachbereiche öffnen. Das mit dem Landeslehrpreis verbundene Preisgeld soll in den Aufbau einer Akademie für kritische Interdisziplinarität fließen.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.