Viele Anwendungen auf digitalen Geräten arbeiten mit Grafiken: Widgets, Icons, Fenster, Menüs. Oft vereinfachen diese die Anwendung. Menschen mit Seheinschränkungen stellen sie jedoch vor eine Herausforderung, denn sogenannte Brailledisplays wandeln bisher nur Buchstaben in die Blindenschrift um. Elisabeth Wilhelm hat am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein Display entwickelt, das neben Buchstaben auch Bilder und Grafiken tastbar machen kann. Für ihre Dissertation erhält sie den Deutschen Studienpreis 2016 in der Sektion „Natur- und Technikwissenschaften“, der mit 25.000 Euro dotiert ist. Die Verleihung findet am 8. November in Berlin statt, gemeinsam mit Bundestagspräsident Norbert Lammert, der Schirmherr des Preises ist.
„Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses hat am KIT einen hohen Stellenwert“, sagt der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka. „Dabei steht gerade auch die Promotion als erster Karriereschritt im Fokus. Die Auszeichnung mit einem der begehrten Deutschen Studienpreise an die Maschinenbauingenieurin Elisabeth Wilhelm ist ein toller Erfolg – herzlichen Glückwunsch!“
Elisabeth Wilhelm hat am Institut für Mikrostrukturtechnik ein großflächiges, kostengünstiges Brailledisplay entwickelt, das grafische Inhalte fühlbar anzeigt. So will sie Sehgeschädigten trotz der wachsenden Bildlastigkeit des digitalen Informationsangebots den Zugang zu wichtigen grafischen Inhalten und Bedienungselementen ermöglichen. Bisherige Brailledisplays können diese nicht in Blindenschrift anzeigen. Wilhelms Display basiert auf einem mikrofluidischen Chip mit adressierbaren Phasenübergangsventilen: Sind einzelne Ventile geöffnet, kann eine speziell entwickelte Pumpe das Display an diesen Stellen leicht nach oben wölben. So entsteht ein Abdruck der digitalen Information, der nicht nur Buchstaben, sondern auch Formen als tastbare Bildpunkte abbilden kann. Diese Technik hat die Ingenieurin in einen exemplarischen Prototyp umgesetzt.
Mit dem Deutschen Studienpreis zeichnet die Körber-Stiftung jährlich die besten deutschen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in den drei Sektionen „Geisteswissenschaften“, „Sozialwissenschaften“ und „Natur- und Technikwissenschaften“ aus. Er zählt mit einem Gesamtpreisgeld von über 100.000 Euro zu den höchstdotierten wissenschaftlichen Nachwuchspreisen in der Bundesrepublik.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.