Sei es durch Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit oder Populismus, durch Politikverdrossenheit oder Misstrauen: Die offene Gesellschaft scheint in Bedrängnis zu geraten. Die 21. Karlsruher Gespräche bringen vom 3. bis 5. März 2017 unter dem Titel „Die pluralistische Gesellschaft und ihre Feinde“ Experten, Kulturschaffende und Aktivisten aus vielen Ländern und Kulturen zusammen, um die Zukunft einer Gesellschaft in Vielfalt kontrovers zu diskutieren. Die 21. Karlsruher Gespräche werden vom ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) konzipiert und veranstaltet.
Was ist los mit der Welt? Das mögen sich viele angesichts aktueller politischer Entwicklungen fragen. Innergesellschaftliche Polarisierung und radikale Ideologien scheinen sich genauso zu verstärken wie Verschwörungstheorien und sogenannte „alternative Fakten“. Die „offene Gesellschaft“, wie sie der Philosoph Karl Popper 1945 propagierte, gerät in Gefahr. Eine Gesellschaft, die auf Demokratie, Achtung der Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Schutz der Minderheiten baut, scheint bedroht. Doch wer sind die Feinde der pluralistischen Gesellschaft? Wo kommen Sie her? Und wie lässt sich die Bedrohung abwehren?
Diese Fragen stellen die 21. Karlsruher Gespräche, die das ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale des KIT konzipiert und veranstaltet. Entsprechend dem Auftrag des ZAK, Öffentliche Wissenschaft zu fördern, werden im Gespräch mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Herausforderungen und die Zukunft unserer Gesellschaften diskutiert.
„Wir wollen festgefahrene Denkweisen infrage stellen und durch Anregung und Intensivierung des gesellschaftlichen Dialogs die Suche nach neuen Wegen fördern“, sagt Professorin Caroline Y. Robertson-von Trotha, wissenschaftliche Leiterin der dreitägigen, internationalen Veranstaltung. „Eine pluralistische Gesellschaft ist in ihren Zielen und ihren rechtsstaatlichen Rückbindungen schwieriger zu erklären und zu verstehen als autoritäre Herrschaftsformen“, so Robertson-von Trotha. „Wir brauchen daher mehr Formate, qualifizierte Diskussionen, attraktive Aktionsmöglichkeiten und ein Bürgerbewusstsein, das um die Bedeutung von pluralistischer Partizipation in der Demokratie weiß.“
Die Karlsruher Gespräche bestehen aus Vorträgen sowie Gesprächsrunden und bieten darüber hinaus ein Kulturprogramm, das aus künstlerischer Perspektive weitere Sichtweisen in den Diskurs einbringt. Die Karlsruher Gespräche werden von der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg sowie von der Stadt Karlsruhe gefördert.
Aus dem Programm der 21. Karlsruher Gespräche:
Was macht eine pluralistische Gesellschaft aus und was sind ihre Herausforderungen? Darüber spricht der Festredner Professor Zlatko Lagumdžija, ehemaliger Premierminister von Bosnien und Herzegowina und Mitglied des Clubs Madrid, in seinem Vortrag „Pluralismus und seine Feinde. Herausforderungen für Gesellschaften des Miteinanders“ am Eröffnungsabend, Freitag, 3. März um 19.30 Uhr im Audimax des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Für den Eröffnungsabend ist eine Anmeldung per E-Mail an presse erforderlich. ∂ zak kit edu
Um die Fragen, wie viel Gegensätzlichkeit eine offene Gesellschaft aushält und wer die alten und neuen Feinde des Pluralismus sind, geht es beim öffentlichen Symposium am Samstag, 4. März ab 9.30 Uhr in der IHK Karlsruhe. Internationale Gäste wie der Politologe Professor Jan-Werner Müller, der Direktor des Berliner Instituts für empirische Integrationsforschung Professor Wolfgang Kaschuba, die britische Nahost-Expertin Emma Sky oder die libysche Aktivistin Hajer Sharief diskutieren über Demokratie und Pressefreiheit, Extremismus und Populismus.
Im Vordergrund der Podiumsdiskussion am Sonntag, den 5. März um 11 Uhr in der IHK steht das Thema „Was tun? Gedanken und Erfahrungen zum Schutz der pluralistischen Gesellschaft“. Moderiert von Markus Brock (3sat, SWR) diskutieren hierzu der Eröffnungsredner der Karlsruher Gespräche Professor Zlatko Lagumdžija, Anetta Kahane, die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, und Mike van Graan, südafrikanischer Dramaturg, der die kulturelle Landschaft Südafrikas nach der Apartheit wirksam mitgestaltete, sowie eine Vertreterin der UNESCO Paris.
Die Karlsruher Gespräche werden ergänzt durch kulturelle Veranstaltungen. Dazu zählt die Filmnacht in Kooperation mit ARTE und dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Am ZKM werden am Samstag, 4. März ab 19.30 Uhr bis in die Nacht Dokumentar- und Spielfilme gezeigt, die das Thema der Karlsruher Gespräche reflektieren. Den Abschluss des Wochenendes bilden zwei Veranstaltungen im Badischen Staatstheater Karlsruhe: Am Sonntag, 5. März um 15 Uhr liest Güner Yasemin Balci im STUDIO aus ihrem Buch „Das Mädchen und der Gotteskrieger“. Um 17.30 Uhr wird, ebenfalls im STUDIO, die szenische Lesung „Safe Places“ von Falk Richter stattfinden. Für die Lesung von Yasemin Balci ist eine Anmeldung per E-Mail an presse erforderlich. ∂ zak kit edu
Die Vorträge, Diskussionen und Kulturveranstaltungen richten sich an alle Interessierten. Der Eintritt ist bis auf die szenische Lesung frei. Karten hierfür sind für 5 Euro beim Badischen Staatstheater Karlsruhe erhältlich.
Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung: www.zak.kit.edu/karlsruher_gespraeche.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.