In der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) sollen die wertvollen Datenbestände von Wissenschaft und Forschung für das gesamte deutsche Wissenschaftssystem systematisch erschlossen, vernetzt und nutzbar gemacht werden. Bislang sind sie zumeist dezentral, projektbezogen oder auf Zeit verfügbar. Bund und Länder werden die NFDI gemeinsam fördern und mit diesem digitalen Wissensspeicher eine unverzichtbare Voraussetzung für neue Forschungsfragen, Erkenntnisse und Innovationen schaffen. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat nun beschlossen, das Direktorat der NFDI in Karlsruhe anzusiedeln, sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und das FIZ Karlsruhe mit den Aufgaben zu betrauen, die in der komplexen Gründungsphase anstehen.
Zentrales Element der NFDI werden die Konsortien sein, in denen Nutzer und Anbieter von Forschungsdaten mit Einrichtungen der Informationsinfrastruktur zusammenwirken. Formal wird die NFDI eine eigene Rechtspersönlichkeit werden, geleitet und koordiniert durch das Direktorat mit Geschäftsstelle.
Zur Ansiedlung des Direktorats stellt die GWK-Vorsitzende und Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien Hansestadt Bremen, Prof. Dr. Eva Quante-Brandt heraus: „Die GWK hat sich mit dem FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur und dem Karlsruher Institut für Technologie für einen starken Informationsinfrastrukturstandort entschieden, der sich durch ein breites Fächerspektrum und sehr gute IT-Infrastruktur auszeichnet und über vielfältige Vernetzung im nationalen, europäischen und internationalen Bereich verfügt. Dies sind sehr gute Voraussetzungen für die Ansiedlung des NFDI-Direktorats in Karlsruhe“.
Die stellvertretende GWK-Vorsitzende, Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, betont: „Die NFDI ist eine entscheidende Infrastruktur für die Digitalisierung der Wissenschaft in Deutschland. Sie wird vollkommen neue Möglichkeiten eröffnen, vorhandene Daten dauerhaft zu erschließen und für die Wissenschaft zugänglich zu machen. So kann zum Beispiel auch neuen Forschungsfragen durch die Kombination vorhandener Daten nachgegangen werden. Mit der Auswahl von Karlsruhe haben wir einen Standort, an dem bereits heute aus Datenrohstoffen Datenschätze für die Wissenschaft entstehen.“
„Es ist eine gute und sehr gut nachvollziehbare Entscheidung, das leistungsstarke Zentrum in Karlsruhe mit dieser wichtigen Aufgabe zu betrauen. Ich gratuliere dem Karlsruher Institut für Technologie und dem FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur herzlich. Die Ansiedlung ist auch ein Ergebnis der erfolgreichen E-Science-Strategie des Landes und der Einrichtung von vier Science Data Centers, darunter auch in Karlsruhe“, so Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
„Die Ansiedlung des Direktorats der NFDI, der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur, ist für das KIT und das FIZ Karlsruhe ein großer Erfolg und unterstreicht einmal mehr, dass Karlsruhe ein herausragender Standort für Informationstechnologie in Deutschland ist“, sagt Professor Holger Hanselka, der Präsident des KIT. „Die Verfügbarkeit von Forschungsdaten ist Grundlage und Voraussetzung für den wissenschaftlichen Austausch, den wir brauchen, um uns den großen globalen Herausforderungen zu stellen und länder- und disziplinenübergreifend an Lösungen zu arbeiten. Durch die NFDI werden individuelle Forschungsdaten für die gesamte Wissenschaftsgemeinschaft zugänglich.“
Professorin Doris Wedlich, Bereichsleiterin für Biologie, Chemie und Verfahrenstechnik am KIT, ergänzt: „FIZ Karlsruhe und das KIT stehen für eine langjährige erfolgreiche, strategische wie operative Zusammenarbeit zwischen einer Leibniz-Einrichtung, einer Universität und zugleich einem Helmholtz-Zentrum durch den Sonderstatus KIT.“
Sabine Brünger-Weilandt, Geschäftsführerin und Direktorin von FIZ Karlsruhe, unterstreicht: „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit dieser deutschlandweit einmaligen Partnerschaft dem Direktorat in der NFDI-Gründungsphase optimale Unterstützung und ein adäquates wissenschaftliches Umfeld bieten können. Zugleich stehen wir prototypisch für den konzeptionellen Kern der NFDI, nämlich das arbeitsteilige Zusammenwirken und die Ausgestaltung durch die Nutzenden in Forschung und Lehre gemeinsam mit Einrichtungen der wissenschaftlichen Infrastruktur.“
Sowohl Doris Wedlich als auch Sabine Brünger-Weilandt sind Mitglieder im Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII). Dieser hat im Juni 2016 sein Positionspapier „Leistung aus Vielfalt“ der GWK vorgelegt, in dem richtungweisende Empfehlungen für das Forschungsdatenmanagement ausgesprochen sind, unter anderem eben auch die Empfehlung zur Einrichtung einer NFDI.
Aufgrund der verkehrstechnisch guten Erreichbarkeit soll das Direktorat räumlich in der Innenstadt von Karlsruhe beheimatet werden. Das Mandat von KIT und FIZ Karlsruhe endet, sobald nach intensiver Aufbauarbeit die NFDI in eine eigene Rechtspersönlichkeit übergegangen ist.
Über FIZ Karlsruhe
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige GmbH und hat als eine der großen außerhochschulischen Infrastruktureinrichtungen in Deutschland den öffentlichen Auftrag, Wissenschaft und Forschung mit wissenschaftlicher Information zu versorgen und entsprechende Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Hierfür erschließt FIZ Karlsruhe sehr große Mengen an Daten aus unterschiedlichsten Quellen, entwickelt und betreibt innovative Informationsservices sowie e-Research-Lösungen und führt eigene Forschungsprojekte durch. FIZ Karlsruhe ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, unter deren Dach 95 Einrichtungen vereint sind, die Forschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.