Presseinformation 125/2019

Konrad-Zuse-Medaille geht an Informatikerin des KIT

Als erste Frau erhält Dorothea Wagner, Leiterin des Instituts für Theoretische Informatik des KIT, die höchste Informatik-Auszeichnung Deutschlands / „Informatikforschung an der Weltspitze“
 Der Präsident der Gesellschaft für Informatik Hannes Federrath überreicht Dorothea Wagner die Konrad-Zuse-Medaille der  Gesellschaft für Informatik. (Foto: Wefers, Uni Kassel)
Der Präsident der Gesellschaft für Informatik Hannes Federrath überreicht Dorothea Wagner die Konrad-Zuse-Medaille der Gesellschaft für Informatik. (Foto: Wefers, Uni Kassel)

Die Forschung von Dorothea Wagner zur automatisierten Routenplanung findet täglich weltweit Anwendung. Mehr als 250 Arbeiten über Themen der Algorithmik hat die Informatikerin des KIT zudem bislang verfasst. Die Professorin verbindet theoretische und praktische Ansätze, unter anderem um Energiesysteme zu optimieren. Die nun auf ihrer Jahrestagung durch die Gesellschaft für Informatik (GI) verliehene Konrad-Zuse-Medaille würdigt Dorothea Wagner als „überragende Wissenschaftlerin, deren Beiträge zur Informatikforschung zur Weltspitze gehören“.

 

„Am KIT freuen wir uns sehr, dass mit Dorothea Wagner eine bedeutende Wissenschaftlerin ausgezeichnet wird, deren Forschung auf dem Gebiet der Informatik zukunftsweisend ist“, sagt der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka. „Neben ihrem herausragenden fachlichen Wirken hat sie sich auch vorbildhaft in zahlreichen Gremien um die Stärkung der Wissenschaft verdient macht. Dafür danke ich ihr herzlich.“

 

Dorothea Wagner war und ist ihrer Zeit voraus: „Als ich vor 20 Jahren mit der Forschung zur Routenplanung und automatisierten Fahrplanauskunft begann, war es noch völlig fraglich, wann diese Möglichkeiten einmal genutzt werden würden“, sagt sie. Heute gehören sie weltweit zum Alltag. Aktuell beschäftigt sich die Wissenschaftlerin des KIT mit der Frage, wie Algorithmen für die effiziente Steuerung von Stromnetzen zum Erfolg der Energiewende beitragen können. Die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie wird zunehmend dezentral, und die Einspeisungen schwanken je nach Sonneneinstrahlung und Windstärke. Informatikmethoden sollen helfen, das vorhandene Stromnetz angesichts dieser Herausforderungen mit wenig Aufwand auszubauen und besser zu nutzen - „die Einsatzfähigkeit unserer Methoden ist aber noch Zukunftsmusik“, sagt die Forscherin.

 

Dorothea Wagner forscht und lehrt am KIT. (Foto: Tanja Meißner, KIT)

 

Dass durch ihre Ehrung erstmals eine Frau mit der seit 1987 alle zwei Jahre vergebenen Konrad-Zuse-Medaille ausgezeichnet wird, hält die Wissenschaftlerin für ein wichtiges Signal. „Trotz aller Anstrengungen ist es leider noch nicht gelungen, den Frauenanteil im Informatikstudium deutlich zu erhöhen, er liegt in der Regel unter 20 Prozent“, so Wagner. Sie selbst wählte Informatik als Nebenfach ihres 1976 begonnenen Mathematikstudiums. An deutschen Universitäten begann sich die Informatik damals gerade erst zu etablieren. „Für alle, die sich in dem Fach bewegen, war immer klar, dass das Potenzial der Informatik wächst“, sagt die Wissenschaftlerin, die an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen promoviert wurde und sich an der TU Berlin mit einem Informatikthema habilitierte. Seit 2003 lehrt und forscht die Professorin in Karlsruhe und setzt sich neben ihrer Tätigkeit am KIT in zahlreichen Gremien und Wissenschaftsinstitutionen für die Belange der Informatik ein.

 

Ihre wissenschaftliche Exzellenz „geht Hand in Hand mit einem beispielhaften ehrenamtlichen Engagement für die Informatik und die Wissenschaft“, heisst es in der Begründung der GI zur Verleihung der Konrad-Zuse-Medaille. Wagner machte sich für die Internationalisierung des Faches stark und erhielt 2018 für ihre Verdienste um die internationale wissenschaftliche Kooperation die Werner-Heisenberg-Medaille der Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Im Chinesisch-Deutschen Zentrum für Wissensförderung Peking der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) engagierte sich die Informatikerin für die wissenschaftliche Zusammenarbeit der beiden Länder. „Wissenschaft ist international, es hat mich von Anfang an interessiert, mich über mein eigenes Fach hinaus im Wissenschaftssystem einzubringen“, sagt Wagner, die von 2007 bis 2014 Vizepräsidentin der DFG war. Seit 2015 ist sie Mitglied - und seit 2019 stellvertretende Vorsitzende der wissenschaftlichen Kommission - des Wissenschaftsrats, der Bund und Länder zu Themen von Wissenschaft und Forschung berät. 2016 wurde sie in die acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften gewählt.

 

Zu den zahlreichen Ehrungen der Informatikerin gehört der Google Focused Research Award, den sie 2012 gemeinsam mit ihrem Informatik-Kollegen am KIT Professor Peter Sanders und der Professorin Hannah Bast von der Universität Freiburg erhielt. Die Konrad-Zuse-Medaille der GI gilt als bedeutendste Auszeichnungen für Informatik in Deutschland. Die GI ist mit rund 20.000 persönlichen und 250 korporativen Mitgliedern die größte und wichtigste Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum.

 

Pressemeldung der GI:

https://gi.de/aktuelles/meldungen/

 

Details zum KIT-Zentrum Information · Systeme · Technologien (in englischer Sprache): http://www.kcist.kit.edu

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

afr, 26.09.2019
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