In der Schwarzwaldhalle der Messe Karlsruhe drängen sich normalerweise Besucher von Konzerten oder Ausstellungen. Im Zeitraum vom 18. Mai bis 4. Juli 2020 rauchen dort jedoch die Köpfe von Studierenden des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) über schriftlichen Prüfungsbögen. Nachdem mit der ersten „Corona-Verordnung“ der Studienbetrieb an baden-württembergischen Hochschulen ausgesetzt werden musste, können abgesagte schriftliche Klausuren nun stattfinden. Das KIT erarbeitete dafür ein umfangreiches Konzept, mit dessen Hilfe die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden können.
Am heutigen Donnerstag um 10 Uhr war es für die 209 angemeldeten Studierenden des Lehrstuhls für Netzwerkökonomie endlich so weit: Mit der Klausur zur Vorlesung „Wettbewerb in Netzen“ konnten die Prüflinge ihren schriftlichen Leistungsnachweis für das vergangene Wintersemester erbringen. Die Prüfung war ursprünglich für den 18. März geplant, musste aber aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Bereits einige Tage zuvor konnten Studierende des Lehrstuhls für Ökonometrie und Statistik zeitgleich in der Schwarzwaldhalle und in der Mensa für die Nachholklausur „Statistik II“ antreten. Der Stufenplan des KIT für die Wiederaufnahme des Studienbetriebs schafft die Grundlage dafür, dass ausgefallene Prüfungstermine jetzt nachgeholt werden können. „Wir freuen uns, dass wir den Studierenden durch unser umfangreiches Raum- und Hygienekonzept sowie die hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten einen Fortschritt ihres Studiums ermöglichen können“, erklärt Professor Alexander Wanner, Vizepräsident des KIT für Lehre und akademische Angelegenheiten. „Der Schutz der Studierenden und Lehrenden vor einer Infektion mit dem Virus hat dabei weiterhin höchste Priorität“, betont Wanner.
Das Konzept legt unter anderem Hygienemaßnahmen und die Einhaltung eines Sicherheitsabstands bei den schriftlichen Präsenzklausuren fest. Da die Abstandsregelung dazu führt, dass beispielsweise im Audimax nur 36 von rund 750 Plätzen besetzt werden können, müssen einige Prüfungen parallel in mehreren Hörsälen durchgeführt werden. Um die räumlichen Kapazitäten zu erweitern, mietet das KIT zusätzliche Räume bei der Messe Karlsruhe. Die Schwarzwaldhalle, die Teil des Kongresszentrums ist, bietet Platz für rund 250 Arbeitstische mit ausreichendem Abstand. In der nebenan liegenden Gartenhalle können rund 360 Studierende gleichzeitig ihre Klausuren bearbeiten. Vor den Halleneingängen stehen für die Prüflinge sowie die Aufsichtspersonen Handdesinfektionsmittel bereit. Zudem gibt es einen Plan für eine ausreichende Belüftung und regelmäßige Reinigung der Säle und Sanitärräume. Die Aufsichtspersonen erhalten für den direkten Kontakt mit den Studierenden Schutzmasken und halten sich etwa für die Ausgabe oder zum Einsammeln der Klausuren hinter einem Spuckschutz aus Plexiglas auf. Auch die Studierenden selbst sind zum Tragen von Masken angehalten, dürfen diese jedoch während der Klausuren abnehmen.
Perspektive für den Studienbetrieb in Corona-Zeiten
Rund 170 schriftliche Prüfungen verschiedener Fakultäten bietet das KIT zwischen dem 18. Mai und dem 4. Juli 2020 auf diese Weise an. „Wir unterstützen das KIT gerne dabei, den Studienbetrieb trotz der besonderen Situation so normal wie möglich zu gestalten. Dazu gehört auch eine Perspektive für Prüfungstermine und die passenden Räumlichkeiten dafür“, sagt Britta Wirtz, Geschäftsführerin der Karlsruher Messe- und Kongress GmbH. „Nur durch Zusammenhalt und die Bereitschaft für individuelle Lösungen lässt sich eine solche Zeit gut überstehen“, so Wirtz. Neben den Nachholterminen für schriftliche Klausuren können bereits seit dem 20. April mündliche Prüfungen unter Anwesenheit von maximal fünf Personen oder per Videokonferenz abgehalten werden. Auch für die Prüfungsphase nach dem bereits angelaufenen Sommersemester wird das KIT abhängig von der Corona-Situation ein passendes Konzept erstellen. Denn dann wird die Zahl der schriftlichen Klausuren voraussichtlich noch deutlich höher liegen.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.