Das US-amerikanische Unternehmen Zoom Video Communications erwirbt die kites GmbH, eine Ausgründung aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), die sich auf die Entwicklung von Echtzeitlösungen für maschinelle Übersetzungen spezialisiert hat. Das hat Zoom heute Nachmittag (29.06.2021) bekanntgegeben. Zoom wird zudem in die weitere Forschung am Standort Karlsruhe investieren und erwägt darüber hinaus, einen Forschungs- und Entwicklungsstandort in Deutschland aufzubauen.
„Wie enorm die Bedeutung intelligenter, leistungsfähiger Informations- und Kommunikationstechnologien für unsere Arbeitswelt und unseren Alltag ist, hat uns nicht zuletzt die Corona-Pandemie deutlich vor Augen geführt. Die Forscherinnen und Forscher des KIT arbeiten seit vielen Jahren an passenden Sprachtechnologien, die das kites-Team erfolgreich in die Anwendung gebracht hat“, sagt der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka. „Dass Zoom diese Ausgründung nun erwirbt und den Ausbau des Teams in Karlsruhe vorantreibt, ist ein konsequenter Schritt, der diese vielversprechenden Lösungen für viele Menschen öffnet. Die Investition in die weitere Forschung in Karlsruhe ist für das KIT, die Stadt und die Region Karlsruhe ein großer Gewinn.“
„Aus wissenschaftlichen Erkenntnissen Anwendungen für Wirtschaft und Gesellschaft zu entwickeln, ist eine der Kernaufgaben des KIT. Der kites GmbH ist genau das eindrucksvoll gelungen, sie ist ein sehr gutes Beispiel für die Innovationstätigkeit unserer Forscherinnen und Forscher“, sagt Professor Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation und Internationales des KIT. „Mit solchen Lösungen lassen sich die internationale Verständigung fördern, die Vernetzung stärken und Grenzen überwinden.“
Die beiden kites-Gesellschafter Professor Alexander Waibel und Dr. Sebastian Stüker arbeiten an anwendungstauglichen Produkten, die natürliche und spontane Sprache mit Methoden der Künstlichen Intelligenz automatisch verarbeiten. kites gründeten sie im Jahr 2015 mit dem Ziel, ihre Forschungsergebnisse in echten Anwendungen zu integrieren. Arbeitsgebiete sind die automatische Spracherkennung, die maschinelle Übersetzung, die Sprachunterstützung, die technische Unterstützung menschlicher Dolmetscher und simultane Sprachübersetzung. Das kites-Team besteht aus zwölf Forschenden und unterstützt künftig das Engineering-Team von Zoom. Gemeinsam wollen sie das maschinelle Übersetzen vorantreiben und mehrsprachige Übersetzungsmöglichkeiten bereitstellen, um Meetings für Zoom- Nutzerinnen und -Nutzer produktiver und effizienter zu gestalten.
„Wir haben kites mit dem Ziel gegründet, Sprachbarrieren abzubauen und sprachübergreifende Interaktionen zu einem realen Teil unseres Alltags zu machen. Schon lange schätzen wir Zoom für die Fähigkeit, Menschen auf der ganzen Welt einfach zu verbinden“, sagt Alexander Waibel, Informatik-Professor am KIT und Mitgründer von kites. „Wir wissen, dass Zoom der beste Partner für kites ist, um unsere Ziele umzusetzen. Wir freuen uns darauf, unsere Entwicklungen nun gemeinsam mit Zoom als Innovationsmotor voranzubringen.“
„Uns geht es vor allem darum, unser Know-how in anwendungstaugliche Produkte zu bringen, die die natürliche Sprache automatisch verarbeiten. Dabei sind unsere Technologien insbesondere auf Echtzeitanwendungen spezialisiert“, erläutert Sebastian Stüker, Gründer und Geschäftsführer von kites sowie Leiter der Nachwuchsgruppe Multilinguale Spracherkennung am KIT. „Sie ermöglichen beispielsweise die automatische, simultane Sprachübersetzung als Software as a Service oder die automatische Untertitelung von Videos in vielen Sprachen. Damit passt sie ideal zu den Diensten von Zoom.“
Die Arbeit von Waibel und Stüker baut unter anderem auf den von ihnen entwickelten Lecture Translator auf, der am KIT seit 2012 mit simultanen Vorlesungsübersetzungen Sprachbarrieren für internationale Studierende überbrückt.
Stüker und die Mitarbeitenden von kites werden in Karlsruhe ansässig bleiben, wo Zoom in den Ausbau des Teams investieren wird. Darüber hinaus erwägt Zoom, einen Forschungs- und Entwicklungsstandort in Deutschland aufzubauen. Alexander Waibel wird als Zoom Research Fellow die Forschung und Entwicklung im maschinellen Übersetzen bei Zoom beratend unterstützen.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.