Mit einem „Szenarien-Workshop“ geht das vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) geleitete Projekt GECKO auf die Zielgerade: Am 15. Oktober diskutieren Stakeholderinnen, Stakeholder, Bürgerinnen und Bürger sowie Beschäftigte des KIT Szenarien für die Ausgestaltung der geplanten klimaneutralen Wärmeversorgung am Campus Nord des KIT. Die Bedenken und das Sicherheitsbedürfnis der Teilnehmenden kommen darin ebenso zum Ausdruck wie ihr Wissen und ihre Interessenlagen. So steht der Wunsch nach transparenter Kommunikation im Raum, ebenso wie der, die Erdwärme aus dem KIT auch den Umlandgemeinden zugänglich zu machen. Für den online stattfindenden Workshop gibt es noch freie Plätze. Anmeldung unter: https://www.gecko-geothermie.de/aktuelles/projekttermine-anmeldung
Knapp die Hälfte der deutschen CO2-Emissionen entsteht im sogenannten Wärmesektor – beim Heizen sowie beim Erzeugen von Warmwasser und industrieller Prozesswärme. Zu einer klimafreundlichen CO2-Bilanz des Wärmesektors kann die in der Erdkruste gespeicherte Wärme einen wesentlichen Beitrag leisten. Doch wie die Nutzung anderer erneuerbarer Energien sind auch Geothermie-Kraftwerke häufig umstritten – nicht zuletzt deshalb, weil Bürgerschaft und Kommunen ihre Beteiligung an Entscheidungsprozessen als unzureichend empfinden. Hier setzt das von Professorin Eva Schill und Dr. Christine Rösch geleitete Projekt GECKO („Nutzung der Geothermie für eine klimaneutrale Wärmeversorgung am Campus Nord des KIT – inter- und transdisziplinäres Co-Design eines Umsetzungskonzepts“) an: „Wie kann bei einem Infrastrukturprojekt der Energiewende ein echter, alle Seiten zufriedenstellender Beteiligungsprozess ermöglicht werden?“, umreißt Rösch, Leiterin der Forschungsgruppe Nachhaltige Bioökonomie am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des KIT, die Aufgabenstellung.
Betroffene und Fachleute frühzeitig zusammenbringen
Im vergangenen Jahr haben die GECKO-Akteurinnen und -Akteure zwei „Kriterien-Workshops“ organisiert – einen mit Beschäftigten des KIT, einen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie mit Stakeholderinnen und Stakeholdern und kommunalen Mandatsträgerinnen und -trägern aus der Region. Von der Transparenz des Planungsprozesses und der Beteiligung von Bürgerschaft und Kommunen über Rechts- und Versicherungsfragen bis zur Wirtschaftlichkeit und zum Risikomanagement der künftigen Anlagen ergab sich dabei ein authentisch-differenziertes Meinungsbild.
Rösch zieht ein positives Zwischenfazit: „Die Teilnehmenden der ersten Workshops fühlten sich wertgeschätzt und finden diese Art der aktiven Beteiligung sehr passend. GECKO scheint einen Erfolg versprechenden Weg darzustellen, wie sich Betroffene und Fachleute frühzeitig begegnen können, um die wichtige Aufgabe der gemeinsamen Konzeptentwicklung für die Infrastrukturplanung zu meistern.“
„Nicht nur das KIT, sondern auch die umliegenden Gemeinden stehen vor der Frage, wie die Energie- und vor allem die Wärmewende zu bewältigen ist“, sagt Schill, Leiterin der GeoEnergie Gruppe am Institut für Nukleare Entsorgung des KIT. „Dies hat sich im Laufe des Projekts, neben dem Wunsch nach einer nachhaltigen und risikominimierten Auslegung der Anlage am KIT, deutlich gezeigt. In diesem Zusammenhang ist das Bestreben des KIT zu verstehen, auch die Umlandgemeinden von der Technologieentwicklung und der Erdwärme im Allgemeinen profitieren zu lassen.“
Vom Meinungsaustausch zum Nutzungsszenario
Die in GECKO aus dem Wechselspiel von Wissenschaft und Öffentlichkeit resultierenden Szenarien für die geothermische Bewirtschaftung des Untergrunds am Campus Nord des KIT bringen die Wünsche und Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger zum Ausdruck. Der Weg dorthin verlief so, dass Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler des Instituts für Nukleare Entsorgung zunächst die in den Workshops des Jahres 2020 genannten Kriterien in technische Parameter beziehungsweise Randbedingungen übersetzten. Diese wiederum bildeten den Rahmen für drei unterschiedliche, in Modellierungen auf ihre Machbarkeit überprüfte Nutzungsszenarien. Flankiert und vertieft wurde die methodisch gestufte Entwicklung durch Fallstudien zu früheren Geothermie-Vorhaben sowie Interviews mit Fachleuten.
Für den Online-Szenarien-Workshop am Freitag, den 15. Oktober 2021, 15:00 bis 18:00 Uhr, – in dem die Szenarien zur Diskussion und Bewertung gestellt werden – gibt es noch freie Plätze. Interessierte können sich auf der Homepage des Projekts unter https://www.gecko-geothermie.de/aktuelles/projekttermine-anmeldung anmelden.
Das Projekt GECKO im Profil
Ziel des 2019 gestarteten Modellprojekts GECKO („Nutzung der Geothermie für eine klimaneutrale Wärmeversorgung am Campus Nord des KIT – inter- und transdisziplinäres Co-Design eines Umsetzungskonzepts“) ist es, am Beispiel der Tiefengeothermie am Campus Nord des KIT zu erproben, wie die Planung von Infrastrukturen für die Erzeugung und Nutzung regenerativer Energie transparenter und partizipativer werden kann. In drei Teilprojekten verbinden die Projektpartner KIT und Öko-Institut e. V. dabei geologische, ökologische, technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte.
Grundpfeiler des Projekts sind Transparenz und Bürgerbeteiligung: Wissenschaft und Betroffene schaffen gemeinsam Wissen für die Gestaltung eines Geothermie-Nutzungskonzepts – und damit für den konkreten Zuschnitt der künftigen Anlagen. Dieses transdisziplinär genannte Vorgehen folgt den Ansätzen der Co-Produktion und des Co-Designs. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg fördert das Projekt im Förderprogramm BWPLUS.
Weitere Informationen: https://www.gecko-geothermie.de
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.