Presseinformation 105/2021

Deutsches Zentrum Mobilität der Zukunft: Verkehrsforschung in Karlsruhe gestärkt

Netzwerk bündelt Kompetenzen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Bund, Ländern und Kommunen – Forschung zu autonomem ÖPNV zwischen Land und Stadt
Karlsruhe war stets Vorreiter bei der Verknüpfung des öffentlichen Verkehrs. (Foto: AVG)
Karlsruhe war stets Vorreiter bei der Verknüpfung des öffentlichen Verkehrs. (Foto: AVG)

Die Mobilität der Zukunft muss nachhaltig, klimaneutral und bezahlbar sein. Hier setzt das von der Bunderegierung gegründete Deutsche Zentrum Mobilität der Zukunft (DZM) an. Mit dem zentralen Knotenpunkt in München bündelt es Forschung und Innovation, erarbeitet Konzepte für eine zukunftsgerichtete Mobilität und bietet verschiedenen Mobilitätsideen und Forschungsansätzen eine zentrale Plattform. Einer der Standorte des DZM ist Karlsruhe. Das erste Forschungsprojekt „Country to City Bridge – C2CBridge“ mehrerer Karlsruher Einrichtungen rund um die Mobilität unter Federführung des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist nun in der Antragsphase. Es soll untersucht werden, wie ein öffentliches Verkehrsangebot die Kluft zwischen Land und Stadt effizient und attraktiv überbrücken kann.

Karlsruhe steht für exzellente Mobilitätsforschung in etablierten Kooperationsstrukturen

Für Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, der gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des KIT, Professor Thomas Hirth, die Vertreterinnen und Vertreter des DZM zum ersten persönlichen Kennenlernen begrüßte, „ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer Modellregion für nachhaltige Mobilität gesetzt. Karlsruhe steht für exzellente Mobilitätsforschung in etablierten Kooperationsstrukturen, wie beispielsweise der ‚Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe‘. Auf diesen Strukturen wollen wir weiter aufbauen und uns erfolgreich als Zweigstelle des DZM etablieren“, sagte der OB bei einem Pressegespräch. Die Verbindung von Stadt und Land mittels innovativer Technologie habe in Karlsruhe dabei eine besondere Tradition, betonte Mentrup. „Die Pionierleistung des weltweit beachteten Karlsruher Modells, bei dem zum ersten Mal die Stadt und das Land mit dem öffentlichen Nahverkehr auf Straßenbahn- und Eisenbahnstrecken verknüpft wurden, hat die Grundlagen geschaffen. Nun wollen wir mit unserer breiten und hoch qualifizierten Forschungslandschaft an neuen Lösungen arbeiten.“

„Innovative Technologien bieten neue Möglichkeiten durch Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung“, so Professor Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation und Internationales des KIT. „Mit einem breiten interdisziplinären Ansatz werden wir bei C2CBridge diese Potenziale voll ausschöpfen. Klares Ziel ist, ein wirklich bedarfsgerechtes Verkehrssystem zu entwickeln und eine echte Alternative zum privaten Auto als Pendlerverkehrsmittel anzubieten.“

Ein optimales Verkehrssystem für den ländlichen Raum sehe anders aus als eines für die Stadt, erläuterte der Koordinator des Projektes C2CBridge, Professor Frank Gauterin vom Institut für Fahrzeugsystemtechnik am KIT. In dichten, urbanen Räumen müssten Verkehrssysteme eine hohe Kapazität bei wenig Platzbedarf bieten, im ländlichen Raum hingegen vor allem die Fläche erschließen. Der klassische öffentliche Verkehr mit seiner starken Bündelung der Ströme könne die Fläche nicht wirtschaftlich bedienen, das Auto aber brauche in der Stadt zu viel Platz.

Flexible Fahrzeuge zu effizienten Verbünden koppeln

Als eine entscheidende Komponente eines öffentlichen Verkehrsangebots, das die Kluft zwischen Land und Stadt effizient und attraktiv überbrückt, sollen in Karlsruhe autonome Fahrzeuge untersucht werden, die in der Fläche zwar individuell und verteilt operieren, beim Übergang in die Stadt aber zu effizienten Verbünden gekoppelt werden können. Zum Einsatz kommen sollten dabei Fahrzeuge, die elektrisch, autonom und vernetzt sein würden, erläutert Gauterin. Ein solches System eines individualisierten öffentlichen Verkehrs gebe der Verkehrsplanung mehr Freiheit und vermeide den harten Bruch zwischen motorisiertem Individualverkehr und klassischem öffentlichen Verkehr. Das Fahrzeugkonzept aus C2CBridge solle weder den etablierten Nahverkehr ersetzen, noch sei es darauf beschränkt, die letzte Meile zu überbrücken, also etwa den Weg von der Haustür zur Haltestelle sicherzustellen. Vielmehr solle erforscht werden, wie die optimale Kombination der Verkehrssysteme aussehe und wie die Übergänge gestaltet werden müssten.

Interdisziplinärer Ansatz

Technische Lösungen werden bei C2CBridge Hand in Hand mit planerischen Konzepten entwickelt: Dazu zählen Analysen von Mobilitätsvorgängen und ‐bedürfnissen in unterschiedlichen Raumtypen wie Stadt und Land genauso wie die Konzeption und der Bau von Prototypen von Fahrzeugen und Mobilitätsstationen. Dafür bringt das Projekt Expertinnen und Experten aus Sozialwissenschaften, Raum-, Stadt- und Verkehrsplanung, Geografie, Architektur, Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, Mathematik und Wirtschaftswissenschaften zusammen.

Die Arbeit des DZM und die Stärken des Mobilitätsstandorts Karlsruhe erläuterten weiterhin der Presse: Dr. Julia Schmid, Leiterin der Geschäftsstelle des DZM, Dr. Klaus Bonhoff, Abteilungsleiter für Grundsatzangelegenheiten im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), Christoph Erdmenger, Leiter der Abteilung nachhaltige Mobilität im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg.


Am Projekt C2CBridge sind folgende Partner beteiligt:

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit 15 Instituten, FZI Forschungszentrum Informatik, Fraunhofer-Gesellschaft (Fraunhofer ICT, IOSB und ISI), Hochschule Karlsruhe mit zwei Instituten, Hochschule Pforzheim, Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), PTV Group und Stadt Karlsruhe.

Details zur Profilregion Mobilitätssysteme Karlsruhe: https://www.profilregion-ka.de/index.php/de/

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

mex, 23.11.2021
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