Herausforderungen wie die Klimakrise oder die Corona-Pandemie rücken die Wissenschaft immer stärker ins öffentliche Bewusstsein. Doch welche Erwartungen und Wünsche haben Bürgerinnen und Bürger an die Arbeit von Forschenden? Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stellt sich dieser Frage und lädt ab 2022 regelmäßig zu Bürgerdialogen ein, die Forschende aus der Technikfolgenabschätzung am KIT konzipieren.
„Viele Menschen sind nicht nur Expertinnen und Experten ihrer eigenen Lebensumstände, sondern bringen wertvolles, alltagserprobtes Wissen aus der Praxis mit. Damit können sie uns helfen, Forschung mit Weitblick zu betreiben“, so der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka. „Am KIT sind wir fest davon überzeugt, dass dieses Wissen einen wichtigen Beitrag zur Exzellenz unserer Forschung leisten kann.“ Das KIT werde Bürgerinnen und Bürger daher künftig einmal jährlich zu Dialogveranstaltungen zu aktuellen Wissenschaftsthemen und neuen Technologien einladen.
Positive Erfahrungen mit Bürgerdialog zu Künstlicher Intelligenz
Ausschlaggebend für die Entscheidung waren die positiven Erfahrungen mit dem Bürgerdialog „Künstliche Intelligenz in unserem Alltag“. Bei der Veranstaltung anlässlich der ersten KIT Science Week im Oktober 2021 hatten Bürgerinnen und Bürger einen Tag lang intensiv über Chancen und Risiken Künstlicher Intelligenz, kurz KI, diskutiert – und konkrete Vorschläge an das KIT formuliert. So wünschten sich die Beteiligten etwa eine transparentere Abwägung von Chancen und Risiken von KI-Anwendungen, engmaschigere Informationen über die Forschung am KIT in diesem Bereich oder die Möglichkeit, KI-Systeme in ihrer Anwendung erfahrbar zu machen.
Gesellschaft im wissenschaftlichen Alltag stärken
Beforscht werden die Bürgerdialoge auch künftig vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT. „Am ITAS sind wir davon überzeugt, dass Wissenschaft in engem Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern stehen sollte. Schließlich sind sie von den positiven wie negativen Folgen von Technik betroffen“, so ITAS-Leiter Professor Armin Grunwald. „Vor diesem Hintergrund freuen wir uns über die Aufgabe und den mutigen Schritt des KIT, Erwartungen und Wünsche der Gesellschaft noch stärker im wissenschaftlichen Alltag zu verankern.“
Klimawandel, Mobilität, Gesundheit und mehr
Inhaltlich könnte es bei den Bürgerdialogen beispielsweise um die Erforschung des Klimawandels oder neue Technologien aus den Bereichen Mobilität und Gesundheit gehen. Unabhängig vom thematischen Fokus verfolgt das ITAS das Ziel, neue Verfahren der Bürgerbeteiligung zu testen und weiterzuentwickeln. Sehr erfolgversprechend, so Grunwald, sei etwa die Auswahl sogenannter Bürgerbotschafterinnen und -botschafter. Diese – besonders am Thema interessierten – Personen können sich bereits im Vorfeld der Veranstaltungen mit Hilfe der Forschenden einarbeiten und ihr Wissen dann in den Dialog einbringen.
Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt!
Die Bedeutung der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern für Forschungsprozesse steht auch im Mittelpunkt des Wissenschaftsjahres 2022, das Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger Mitte Januar in Berlin eröffnet hat.
Weitere Informationen zum Wissenschaftsjahr
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.