Grenzüberschreitend studieren, forschen und lehren, so lautet die Vision des Hochschulverbundes Eucor – The European Campus. Im Rahmen einer zweitägigen Reise in den Grenzraum Straßburg-Kehl besuchten der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann und weitere Kabinettsmitglieder sowie Landtagsabgeordnete gestern den Hochschulverbund Eucor – The European Campus an der Universität Straßburg. Neben den fünf Rektorinnen und Präsidenten der Eucor-Universitäten nahmen auch hochrangige französische Vertreterinnen und Vertreter der Région Grand Est, der Eurométropole und der Académie de Strasbourg am politischen Austausch zur Weiterentwicklung von Eucor teil.
Mit vier grenzüberschreitenden Professuren gelingt Eucor – The European Campus ein Pionierprojekt im europäischen Kontext
„Der Universitätsverbund Eucor verbindet fünf exzellente Universitäten aus drei Ländern. Gemeinsam forschen wir am Oberrhein an wichtigen Fragestellungen für die Zukunft: In der personalisierten Medizin, der Quantentechnologie, rund um das Thema Nachhaltigkeit und Europäischer Identitäten. Also an Themen, die so essentiell sind, dass wir nur zusammen die besten Lösungen finden können“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Mit Eucor können wir auch unsere führende Position im europäischen Forschungs- und Bildungsraum sichern. Und die Innovationskraft, die Wettbewerbsfähigkeit und die Prosperität hier in der Grenzregion stärken. Damit ist Eucor gelebte Europäische Integration. Für ein Europa, das nicht nur ein Wissenschafts- und Wirtschaftsraum ist – sondern vor allem eine Wertegemeinschaft. Getragen von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Und ein historisch einzigartiges Friedensprojekt. Daran erinnern wir uns in diesen Tagen besonders.“
„In Zeiten, in denen Europa erneut das Übel des Krieges an seinen Grenzen zu spüren bekommt, bot der Austausch zwischen den Leitungen der Eucor-Mitgliedsuniversitäten und den politischen Vertreterinnen und Vertretern der Région Grand Est und des Landes Baden-Württemberg die Gelegenheit, über die zentrale Rolle, welche Hochschulbildung und Forschung für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung unserer Regionen spielt, zu sprechen.
Die digitalen Technologien, die Umwelt, die Gesundheit sowie Europa sind große Erfolgsfaktoren für den Wandel unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft. Mit der Vorstellung der sehr konkreten Maßnahmen, die Eucor plant, darunter insbesondere die Schaffung einer grenzüberschreitenden Professur zwischen der Universität Straßburg und dem Karlsruher Institut für Technologie, haben unsere Universitäten auf ein Neues bewiesen, dass sie in der Lage sind, Antworten und Lösungen auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu liefern.
Nach 30 Jahren erfolgreicher hochschulpolitischer Zusammenarbeit bin ich überzeugt davon, dass es Eucor gelungen ist, den konkreten Mehrwert der Kooperationen zwischen den Universitäten für die Grenzregion in einem europäischen Kontext auszuweisen. Die Oberrheinregion ist ein Lebensraum, in dem Identitäten, Kulturen, Wirtschaften und Mobilität Grenzen überschreiten.
Der Besuch bot somit auch die Gelegenheit, sich darüber auszutauschen, was uns mit dem Land Baden-Württemberg verbindet, insbesondere über die richtungsweisenden Fragen zum Thema Wasser und der Zukunft der Industrie vor dem Hintergrund des Klimawandels, der Energiewende und der digitalen Wende“, so Jean Rottner, Präsident der Region Grand Est.“
Im Zentrum des Besuches standen die vier neuen binationalen Professuren, welche die Mitgliedsuniversitäten von Eucor – The European Campus aktuell auf den Weg bringen. Den Auftakt macht eine Professur zwischen dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Universität Straßburg im Zukunftsfeld Quantum Computing, deren erste Inhaberin Prof. Dr. Anja Metelmann ist. Die bisher in Berlin tätige Wissenschaftlerin forscht und lehrt seit Februar am KIT zum Eucor-Schwerpunktbereich Quantum Sciences and Technology. Zudem wird sie an der Universität Straßburg ein Forschungsteam leiten und dort unterrichten. Der grenzüberschreitende Charakter dieser Professur ist im europäischen Raum in dieser Form bislang einzigartig und ein Pionierprojekt des oberrheinischen Hochschulverbunds. Eine zweite binationale Professur wird zwischen dem KIT und der Universität Haute-Alsace (Mulhouse-Colmar) im Bereich „Digital Process Engineering for Sustainable Materials and Energy“ eingerichtet. Damit wird das KIT ab dem Wintersemester 2022/23 sein universitäres Portfolio durch eine weitere grenzüberschreitende Professur ergänzen können. Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wird in Kooperation mit der Universität Basel und der Universität Straßburg ihre Kompetenzen im Eucor-Schwerpunktbereich „European Identities“ bündeln. Mit einer grenzüberschreitenden Professur in der Anglistik und einer weiteren in der Rechtswissenschaft wird es künftig insgesamt vier binationale Professuren am Oberrhein geben.
„Mit den demnächst vier eingerichteten Brückenprofessuren ist Eucor bestens aufgestellt, um die gemeinsame Forschung an gesellschaftlich relevanten Themen unserer Zeit voranzubringen“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
International sichtbarer Teaching und Wissenschaftshub am Oberrhein
Am politischen Austausch zu Eucor – The European Campus beteiligten sich von französischer Seite der Präsident der Région Grand Est sowie die stellvertretende Rektorin der Académie de Strasbourg. Begleitet wurde der baden-württembergische Ministerpräsident durch eine hochrangige politische Delegation seines Landes, darunter die Wissenschaftsministerin, der Innenminister, die Umweltministerin, die Ministerin für Justiz und Migration und die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen.
„Die Unterstützung des Landes Baden-Württemberg für unseren trinationalen Verbund ist von enormer Bedeutung. Mein besonderer Dank gilt Herrn Ministerpräsident Kretschmann, der sich nach dem Abbruch der Verhandlungen zum EU-Schweiz-Rahmenabkommen persönlich weiter dafür einsetzt, dass die Beziehungen nicht erodieren und sich Bern und Brüssel auch im Interesse der Wissenschaft hoffentlich doch noch einigen werden. Vielen Dank und Merci!“, bedankt sich Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki, Eucor-Präsidentin und Rektorin der Universität Basel.
Auch die Einrichtung der grenzüberschreitenden Professuren wäre ohne die Unterstützung des Landes Baden-Württemberg nicht möglich gewesen. Dank der finanziellen Unterstützung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) konnten die beiden baden-württembergischen Universitäten Freiburg und das KIT je zwei binationale Professuren in Kooperation mit den französischen und schweizerischen Partneruniversitäten auf den Weg bringen.
„Drei Jahre ist es her, dass wir einen gemeinsamen Strategieplan für die Jahre 2019 bis 2023 verabschiedet haben, in dem wir unsere thematischen Schwerpunkte festgelegt haben. Heute sind wir stolz darauf, dass es uns mit dem internationalen Doktorandenkolleg QUSTEC im Bereich Quantum Sciences and Technology sowie der neuen grenzüberschreitenden Professur in Quantum Computing gelungen ist, einen lebendigen grenzüberschreitenden Teaching und Wissenschaftshub am Oberrhein zu schaffen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie.
Hintergrundinformationen zu Eucor – The European Campus
Der Europäische Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) Eucor – The European Campus ist vor dem Hintergrund einer langjährigen Kooperation der Universitäten am Oberrhein entstanden. Im Dezember 2015 unterzeichneten die fünf Mitgliedsuniversitäten – die Universität Basel, die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Université de Haute-Alsace, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Université de Strasbourg – die Gründungsdokumente, um der grenzüberschreitenden Forschung und Lehre eine eigene Rechtspersönlichkeit zu geben.
Die Universitäten schufen damit den ersten EVTZ zwischen Hochschuleinrichtungen auf europäischer Ebene. Besondere Schwerpunkte in der Forschung setzt der European Campus auf den Gebieten Quantum Sciences and Technology, Personalised Health – Precision Medicine, Sustainability und European Identities.
Insgesamt bündelt der EVTZ die Kompetenzen und Potenziale von 15.500 Forschenden und 13.000 Doktorandinnen und Doktoranden sowie von mehr als 130.000 Studierenden. Gemeinsam strebt der Universitätsverbund Eucor – The European Campus den Aufbau eines klar profilierten Wissenschafts- und Forschungsraums ohne Mauern und Grenzen mit internationaler Ausstrahlungskraft an.
Kontakt:
KIT: Margarete Lehné, stellv. Pressesprecherin, Tel.: +49 721 608-41157, E-Mail:margarete lehne ∂ kit edu
Geschäftsstelle von Eucor – The European Campus: Viviane Schmidt, Tel.: (+49) 0761/203-4282, E-Mail:presse ∂ eucor-uni org
Universität Straßburg: Alexandre Tatay, Tel : +33 (0)6 80 52 01 82, E-Mail:tatay ∂ unistra fr
Von Seiten der baden-württembergischen Regierung nahmen unter anderem teil:
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg (BW)
Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, BW
Thomas Strobl, Minister des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen, BW
Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, BW
Marion Gentges, Ministerin der Justiz und für Migration, BW
Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, BW
Von Seiten der französischen Gebietskörperschaften nahmen unter anderem teil:
Jean Rottner, Präsident der Région Grand Est
Christian Debève, Conseiller Régional, Président de la Commission Relations Internationales, Région Grand Est
Jeanne Barseghian, 1. Vize-Präsidentin der Eurometropole und Bürgermeisterin der Stadt Straßburg
Anwesende Rektorinnen und Präsidenten der Eucor-Universitäten:
Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki (Eucor-Präsidentin und Rektorin der Universität Basel)
Prof. Dr. Kerstin Krieglstein (Rektorin der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) Prof. Dr. Pierre-Alain Muller (Präsident der Université de Haute-Alsace UHA)
Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka (Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie KIT)
Prof. Dr. Michel Deneken (Präsident der Universität Straßburg)
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.