Energieversorgung, Klimawandel, Digitalisierung oder Corona-Pandemie – die Wissenschaft ist gefragter denn je. Beim Erarbeiten zukunftsfähiger Lösungen spielt auch der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Der Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern ist Thema des laufenden Wissenschaftsjahres „Nachgefragt!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Bedeutung der Bürgerbeteiligung für Forschungsprozesse und die Rolle der Wissenschaftskommunikation standen daher auch im Mittelpunkt der Jahresfeier 2022 des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).
„Das Lebenselixier einer wissenschaftlichen Einrichtung ist es, nachzufragen, zu diskutieren, Thesen aufzustellen, sie zu verwerfen und schließlich neue Ideen und Lösungsansätze zu entwickeln“, sagte der Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka, bei der Jahresfeier. „Die Forschung am KIT interagiert mit den Bedarfen der Gesellschaft – das spiegelt sich auch in unseren profilschärfenden Themen Energie, Mobilität und Information wie auch in der Klimaforschung wider.“ Der Wissens- und Technologietransfer sei dabei eng mit der Forschung verbunden und eine beständige Aufgabe.
Durch die Corona-Pandemie oder die Klimakrise habe das Bedürfnis der Gesellschaft nach Beteiligung an der Wissenschaft zugenommen. „Um Antworten auf die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit zu finden, ist nicht nur der Austausch unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nötig, sondern auch der Dialog mit der Gesellschaft“, so Hanselka. Die „Wechselwirkung mit der Gesellschaft“ war bereits 2019 im erfolgreichen Antrag des KIT als Exzellenzuniversität eins von drei Maßnahmenpaketen. Um diese zu stärken, entwickle das KIT neue Formate wie die im letzten Herbst stattgefundene KIT Science Week, Bürgerdialoge oder Reallabore, in denen Bürgerinnen und Bürger aktiv in den Austausch mit den Forschenden treten können.
Auch wenn die letzten zwei Jahre geprägt waren durch die Corona-Pandemie – das KIT habe durch diese Erfahrungen viel gelernt: „Die Digitalisierung hat uns in Forschung, Lehre, Innovation und Administration einen großen Schub gegeben. Wir haben beispielsweise den Forschungsprozess mit dem verstärkten Einsatz digitaler Tools weiterentwickelt, Onlineformate haben unsere Arbeit ortsunabhängiger und dadurch flexibler gemacht“, resümiert der Präsident des KIT. Auch zukünftig sollen Onlineformate fester Bestandteil am KIT bleiben.
Ein zentraler Meilenstein des vergangenen Jahres sei zudem das KIT- Weiterentwicklungsgesetz, das im Februar 2021 der Landtag Baden-Württemberg verabschiedet hat. Die einzigartige Verschmelzung von Universität und Großforschung schreite dadurch tatkräftig voran: „Die Fusion bietet uns die große Chance, ein internationaler Leuchtturm zu sein. Wir haben die Möglichkeit, eine forschungsorientierte Lehre, Forschung und Innovation so miteinander zu verbinden, wie keine andere Universität und kein anderes nationales Forschungszentrum in Deutschland“, sagte Hanselka. „Damit können wir uns im internationalen Wettbewerb weiter stärken und unsere Verantwortung für die Gesellschaft weiter befördern.“
„Es freut mich sehr, dass das Karlsruher Institut für Technologie auch in diesem Jahr das Motto des Wissenschaftsjahres übernimmt und ihm eine Bühne bereitet. ‚Nachgefragt!‘ heißt dieses Motto und es passt in eine Zeit, in der Wissenschaft und Expertise gefragt sind wie selten zuvor“, betonte Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger. „Gemeinsam wollen wir den Dialog von Gesellschaft und Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt rücken und zum Nachfragen anregen. Wir brauchen jeden klugen Gedanken.“
„Forschung und Innovationsfähigkeit sind die Grundlagen für Entwicklung und Wohlstand einer Gesellschaft. Um das Erste zu fördern und das Zweite zu wahren, müssen sich Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft als gleichberechtigte Partner begreifen“, sagte Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. „Das KIT leistet hierzu mit all seinen Aktivitäten und einem herausragenden Engagement einen großen Beitrag."
„Transparenz, Aufklärung und der Dialog mit der Gesellschaft sind zentrale Elemente, um Verständnis für Fakten zu schaffen und das Vertrauen in Wissenschaft und Forschung zu fördern“, unterstrich Stefan Quandt, Mitglied des Aufsichtsrats des KIT. „Dabei hilft uns das zweite KIT-Weiterentwicklungsgesetz, mit dem wir die Fusion zum KIT vertiefen und Forschung, Lehre und Innovation sowie letztendlich auch den Transfer von Wissen in die Gesellschaft stärken wollen.“
Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup lobt die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Karlsruhe und dem KIT: „Wir Karlsruher sind stolz auf ‚unser‘ KIT und seine hervorragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Mit der städtischen Initiative karlsruhe.digital vernetzen wir die Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Verwaltung mit dem Ziel, Karlsruhe als Motor der Digitalisierung voranzutreiben – für Wettbewerbsfähigkeit, Lebensqualität und Souveränität.“ Außerdem sei ein einfacher und verständlicher Zugang zu Entwicklungen aus Wissenschaft und Forschung, gerade auch für unsere Bürgerinnen und Bürger, ein großes Anliegen. Mit dem EFFEKTE-Festival konnten das KIT und die Stadt Karlsruhe auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit blicken.
Talkrunde: Nachgefragt!
Sind wir alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler? Wie muss die Wissenschaft auftreten zwischen Bürgerdialog und Talkshow? – Angelehnt an das Wissenschaftsjahr „Nachgefragt!“ diskutierten in einer Talkrunde diese Fragen Professorin Senja Post, Wissenschaftliche Leiterin des ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale am KIT, Professor Christof Weinhardt, Leiter des Instituts für Wirtschaftsinformatik und Marketing des KIT, Beatrice Lugger, Geschäftsführerin und Direktorin der NaWik gGmbH und Mirko Drotschmann, Journalist und Wissenschaftskommunikator.
KIT-Fakultätslehrpreise 2022: Auszeichnung für forschungs- und anwendungsorientierte Lehre
Mit den Fakultätslehrpreisen würdigt das Präsidium des KIT Einzelpersonen, Arbeitsgruppen oder auch für die Lehre verantwortliche Organisationseinheiten der KIT-Fakultäten, deren Lehrveranstaltungen sich insbesondere durch forschungs- und anwendungsorientierte Lehrmodule sowie neue Formen des Lehrens und Lernens, Interdisziplinarität oder hohe Aktualität des vermittelten Fachwissens auszeichnen.
Für ihr besonderes Engagement, verlieh Professor Alexander Wanner, Vizepräsident für Lehre und akademische Angelegenheiten des KIT, bei der Jahresfeier 14 Dozentinnen und Dozenten den Preis. Er ist mit jeweils 10 000 Euro dotiert und wird jährlich in den elf KIT-Fakultäten ausgelobt.
Die Preisträgerinnen und Preisträger im Videoporträt: https://www.kit.edu/kit/fakultaetslehrpreis-2022.php
Impulsvortrag: Digitale Wissensformate auf der Überholspur
Um die jeweilige Zielgruppe zu erreichen, braucht jedes Wissen seine eigene Form. Wie man Wissen und die Wissenschaft erfolgreich zu den jüngeren Menschen bringt, zeigte YouTuber und KIT-Alumnus Mirko Drotschmann in seinem Impulsvortrag. Mit seinen YouTube-Kanälen „MrWissen2go“ und „MrWissen2go Geschichte“ erreicht er Millionen Follower.
Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.