Presseinformation 054/2024

Inklusivere Wege der Bürgerbeteiligung

Forschende des KIT zeigen auf, wie Reallabore mit einem Mix aus digitalen und persönlichen Beteiligungsformen mehr Menschen ansprechen können als bisher
Hybride Bürgerbeteiligung im Herzen der Stadt: Am mobilen Partizipationslabor MobiLab können Interessierte sich im persönlichen Gespräch, auf Papier oder mithilfe bereitgestellter Tablets äußern. (Foto: Pia Laborgne, KIT)
Hybride Bürgerbeteiligung im Herzen der Stadt: Am mobilen Partizipationslabor MobiLab können Interessierte sich im persönlichen Gespräch, auf Papier oder mithilfe bereitgestellter Tablets äußern. (Foto: Pia Laborgne, KIT)

Die massiven Kontakteinschränkungen im Zuge der Covid-19-Pandemie haben auch Reallabore vor schwierige Situationen gestellt. Im 2020 gestarteten DuPa-Projekt haben Forschende des am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beheimateten Karlsruher Transformationszentrums für Nachhaltigkeit und Kulturwandel (KAT) dieser Krise eine Chance abgewonnen. Binnen drei Jahren entwickelten sie neue Formate, die digitale und persönliche Beteiligungsmöglichkeiten kombinieren. Dauerhaft erhöhen diese die Inklusivität von Reallaboren, indem sie die Teilnahme von Menschen ermöglichen, die vor Ort nicht mitwirken können oder möchten.

Ansteckungsangst, Maskenpflicht, Schließungen: Bis ins Jahr 2022 hinein war der für Reallabore typische Vor-Ort-Austausch zwischen Wissenschaft auf der einen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf der anderen Seite weitgehend zum Erliegen gekommen. Hier setzte das Projekt „DuPa – Dual Mode Participation: Window of Opportunity for Inclusive Real-World Labs“ an: Ziel der Forschenden am KAT war es, neue, inklusivere Partizipationsformate zu entwickeln.

„Wie andernorts auch hat Covid bestehende Probleme eskaliert“, sagt Soziologin Pia Laborgne vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT.
Sie leitete das nun abgeschlossene Projekt, dessen Ergebnisse nun verbreitet werden. „Bereits vor der Pandemie war klar, dass wir angesichts einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung wie der Nachhaltigkeitstransformation breitere Kreise der Bevölkerung einbeziehen müssen.“  

Mehr Vielfalt in Reallaboren

Im Ergebnis entwickelten und erprobten die Forschenden eine Reihe dualer Partizipationsformate, die Bürgerbeteiligung vielfältiger und repräsentativer machen. Das 2021 am KIT entstandene mobile Partizipationslabor „MobiLab“ etwa nutzten sie als einen Ort der hybriden Begegnung – im Zentrum von Städten sowie via Internet. Auf einer Tour über die Marktplätze der EUCOR-Region erwies sich das rollende Tiny House als multifunktionale Plattform für partizipative Forschung, Citizen Science und Wissenschaftskommunikation. 

Einen anderen innovativen Ansatz erprobten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei einer kartenbasierten Onlineumfrage zum Thema Hitze in der Stadt. Zum Einsatz kam ein sogenanntes Participatory Mapping. Dabei werden Raumdaten mit der Wahrnehmung ansässiger Bürgerinnen und Bürger kombiniert. Das aus der Stadt- und Regionalplanung bekannte Verfahren wurde für Reallabore weiter erschlossen. 

Ein Blog als Methodenbörse 

Den Mix aus analog und digital erkundete das DuPa-Projekt darüber hinaus in zwei gemeinsam mit der Urban Europe Research Alliance durchgeführten Austausch-Workshops. Ein Onlineforum des ebenfalls vom KIT betriebenen
Reallabors „Quartier Zukunft“, in dem Bürgerinnen und Bürger sich zum Thema Balkonkraftwerke zusammengefunden hatten, sowie weitere Reallabor-Initiativen, zum Beispiel das Projekt „GrüneLunge“, lieferten hierfür Anschauungsmaterial aus der Praxis. 

Charakteristisch für das DuPa-Projekt war darüber hinaus der Akzent auf einem Austausch nationaler sowie europäischer Expertinnen und Experten über hybride Formen der Partizipation. Zu diesem Zweck wurde auf den Seiten des nationalen Netzwerks Reallabore der Nachhaltigkeit der Blog „Möglichkeitsfenster“ ins Leben gerufen. Mit zahlreichen Beiträgen in Form von Podcasts, Videos, Interviews und Texten hat sich der Blog zu einer Plattform für die Kommunikation neuer Ansätze der Beteiligung in transdisziplinärer Forschung entwickelt. 
„Nach wie vor sind die Erfahrungen im Bereich der digitalen Beteiligung begrenzt, insbesondere, wenn es um hybride Formate geht“, erläutert Projektleiterin Laborgne. „Zum Beispiel kann es schwierig sein, ein Gefühl der Gemeinschaft und Zusammenarbeit zu schaffen und sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben, ihre Ideen und Perspektiven einzubringen. Unser Fazit: Nur mit durchdachten Kombinationen beider Begegnungsformen werden wir spürbar mehr Menschen beteiligen können.“ Das Projekt wurde von 2020 bis 2023 von der VW-Stiftung gefördert. 
 

Weitere Informationen

Projektseite 

Blog „Möglichkeitsfenster“

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

jha, 03.07.2024
Kontakt:

 

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Pressesprecherin (kommissarisch)
Tel: +49 721 608-41105
Fax: +49 721 608-43658
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Kontakt für diese Presseinformation:

Justus Hartlieb
Pressereferent
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