Presseinformation 023/2025

Klimaneutralität: Schiffstreibstoff aus Abwasser

ICODOS, eine Ausgründung aus dem KIT, und Partner starten mit „Mannheim 001“ die erste Anlage zur klimaneutralen Produktion von E-Methanol im Klärwerk
ICODOS, eine Ausgründung aus dem KIT, entwickelt vollintegrierte, vollautomatische und dynamisch betriebene E-Methanol-Anlagen. (Foto: KIT)
ICODOS, eine Ausgründung aus dem KIT, entwickelt vollintegrierte, vollautomatische und dynamisch betriebene E-Methanol-Anlagen. (Foto: KIT)

Rund 80 000 Klärwerke gibt es in Europa – und damit viel Potenzial für ein neuartiges, klimaneutrales Verfahren, um die Allzweckchemikalie Methanol zu produzieren. Das am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gegründete Start-up ICODOS hat gemeinsam mit Partnern eine Anlage im Mannheimer Klärwerk errichtet, die anfallendes Biogas reinigt und mit grünem Wasserstoff zu einem klimaneutralen Schiffstreibstoff umwandelt. Diese haben sie nun heute, 24. März 2025, eröffnet.

Die Schifffahrt ist nach Schätzungen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation für rund drei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um das zu ändern, werden dringend umweltfreundliche Alternativen zu den herkömmlichen fossilen Treibstoffen benötigt. Ein Konsortium bestehend aus dem Institut für Mikroverfahrenstechnik und dem Institut für Automation und Angewandte Informatik des KIT, der Ausgründung ICODOS sowie dem Eigenbetrieb Stadtentwässerung Mannheim hat am heutigen Montag, 24. März 2025, eine Demonstrationsanlage in Betrieb gesetzt, die Abwasser als Ressource nutzt, um klimaneutrales Methanol als zukünftigen Schiffstreibstoff herzustellen. Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, drückte den Startknopf.

„Um unsere Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir uns alle technologischen Optionen offenhalten. Neben der Elektrifizierung und wasserstoffbasierten Antrieben brauchen wir klimafreundliche Kraftstoffe, insbesondere in der maritimen Schifffahrt. Deutschland sollte bei der Erforschung und Entwicklung eine Vorreiterrolle einnehmen. Darin liegt ein Wachstumsmarkt der Zukunft“, sagte der Verkehrsminister. „Es geht auch darum, unser Land unabhängig von Energieimporten zu machen. ‚Mannheim 001‘ zeigt, wie Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. Dieses Projekt kann beispielgebend für viele weitere Standorte in Deutschland und Europa sein.“

„Die neue Anlage demonstriert eindrucksvoll, wie Forschung und Unternehmergeist praxisnahe Lösungen für die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft hervorbringen können“, so Professor Thomas Hirth, Vizepräsident Transfer und Internationales des KIT. „Hier wird aus Biogas, das bei der Abwasserbehandlung anfällt, ein Wertstoff gewonnen – ein innovativer Ansatz, der zeigt, wie vorhandene Ressourcen intelligent und klimafreundlich genutzt werden können.“

„Das Leuchtturmprojekt ‚Mannheim 001‘ ist ein weiterer Beweis, dass mit neuen Technologien Klimaschutz und industrielles Wachstum Hand in Hand gehen können“, erklärte der ebenfalls anwesende Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht. „Hier zeigt ein Start-up-Unternehmen aus unserem Technologie- und Gründungszentrum Mafinex mit Unterstützung aus dem Klimafonds der Stadt Mannheim und in enger Kooperation mit der Stadtentwässerung, wie aus Abwasser grüner Kraftstoff für die Schifffahrt hergestellt werden kann. Das ist eine weitere Innovation ‚Made in Mannheim‘, auf die wir stolz sein können.“

 

Gemeinsame Eröffnung der Anlage „Mannheim 001“ mit (v.l.n.r.) David Strittmatter, Geschäftsführer und Mitgründer ICODOS; Alexander Mauritz, Eigenbetriebsleiter Stadtentwässerung; Dr. Volker Wissing, Bundesminister; Christian Specht, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim; Prof. Diana Pretzell, Erste Bürgermeisterin der Stadt Mannheim; Dr. Fracisco Vidal Vázquez, Geschäftsführer und Mitgründer ICODOS.

Gemeinsame Eröffnung der Anlage „Mannheim 001“ mit (v.l.n.r.) David Strittmatter, Geschäftsführer
und Mitgründer ICODOS; Alexander Mauritz, Eigenbetriebsleiter Stadtentwässerung; Dr. Volker
Wissing, Bundesminister; Christian Specht, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim; Prof. Diana
Pretzell, ErsteBürgermeisterin der Stadt Mannheim; Dr. Fracisco Vidal Vázquez, Geschäftsführer
und Mitgründer ICODOS.

 

Innovatives Verfahren nutzt Biogas

Die Demonstrationsanlage „Mannheim 001“ nutzt ein patentiertes Verfahren, um Biogas aus Abwasser in klimaneutrales Methanol umzuwandeln. Das im Klärwerk entstehende Biogas wird zunächst gereinigt. Anschließend reagiert das darin enthaltene CO₂ mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff zu Methanol – einem vielseitig einsetzbaren Rohstoff, der als Schiffstreibstoff oder in der chemischen Industrie eingesetzt werden kann. „Mit unserer Technologie gewinnen wir aus einer vorhandenen Quelle einen hochwertigen Energieträger“, erklärt Dr. Vidal Vazquez, Mitgründer von ICODOS. „Allein in Deutschland könnten Kläranlagen jährlich mehrere Millionen Tonnen nachhaltiges Methanol produzieren.“ Durch die kompakte und skalierbare Bauweise eignet sich das Verfahren besonders für die dezentrale Umsetzung. „Das aktuelle Projekt zeigt, dass Kläranlagen als Herzstück einer nachhaltigen Kraftstoffproduktion dienen können – ein Potenzial, das bislang ungenutzt geblieben ist“, so Vazquez. ICODOS ist schon mit weiteren Kläranlagen im Austausch, um auch dort Produktionsanlagen zu errichten.

Über ICODOS

ICODOS GmbH ist ein Climate-Tech-Startup mit Sitz in Mannheim. Hervorgegangen aus einem Forschungsprojekt am KIT, hat sich das Unternehmen darauf spezialisiert, aus regenerativen Quellen wie Biogas und CO₂ in Kombination mit erneuerbarem Strom nachhaltige Kraftstoffe und Chemikalien herzustellen. Ziel von ICODOS ist es, mithilfe von Verfahrenstechnik und modularen Anlagen einen ökonomisch tragfähigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Weitere Informationen

Details zum KIT-Zentrum Energie

 

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 22 800 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das KIT ist eine der deutschen Exzellenzuniversitäten.

mhe, 24.3.2025

 

Christian Könemann
Pressesprecher
Tel: +49 721 608-41105
Fax: +49 721 608-43658
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Kontakt für diese Presseinformation:

Dr. Martin Heidelberger
Pressereferent
Tel.: +49 721 608-41169
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